RE: Auf dem Platz vor dem Thorianum- Hochzeit Marcus Sabinius Merula und Accia Prisca
"Der Abschied von Haterius fiel mir nicht wirklich schwer", erwiderte ich. Der römische Ritter war sehr ehrgeizig. Ich hatte ihn in Verdacht, dass er sich von meiner Mutter trennen wollte, um mich zu heiraten. Um meines Namens Willen, versteht sich. Aber dennoch: Die eigene Stieftochter. Hatte ich schon erwähnt, dass ich den Ehemann meiner Mutter nicht gut leiden konnte? Meine Mutter war dann auf mich sauer gewesen, nicht etwa auf ihn. Das war auch einer der Gründe, warum sie fand, dass sich jetzt einmal die Claudier um mich kümmern sollten:
"Doch meine beiden Stiefbrüder vermisse ich schon. Sie waren noch Jungen, als ich abgereist bin. Wenn ich sie in diesem Leben wiedersehen sollte, sind sie sicher schon Militärtribunen mit breiten Schultern", ich seufzte. Ja, die Hateriusse waren nervig gewesen wie es kleine Brüder so sind. Sie fanden es auch lustig, meinen Puppen Schnurrbärte in die Gesichter zu malen. Aber ich hatte sie trotzdem lieb:
"Doch Du hast ganz Recht. Ohne meine Odyssee durch das halbe Imperium wären wir uns hier nie begegnet, edler Iulius Cato", ich lächelte und neigte leicht den Kopf zur Seite.
Gerade gefiel es mir sehr. Der bestaussehenste Patrizier von Iscalis machte mir Komplimente, und dann schaute er mir mit seinen dunklen Augen intensiv in die meinen. Oh Xerxes. Mein Herz klopfte ganz laut. Doch im nächsten Satz warf er wieder einmal alles über den Haufen:
„Du sprichst von diesen Göttern als würden sie zu uns Römern gehören. Du verehrst sie doch nicht etwa?“
"Von Brigitta habe ich erst hier gehört. Aber in Alexandria verehren viele Römer den göttlichen Serapis und die große Isis. Selbst in Rom steht ja ein schönes Isaneum, der Isis- Tempel auf dem Marsfeld. Viele Patrizierinnen ehren die Große Mutter, und ich tue es auch. Bitte schau mich doch nicht so an, als sei das kriminell!"
Wie oft hatte ich auf meiner Reise die Große Isis anrufen müssen. Sie war ja die Herrin aller Elemente und die Herrscherin der Unterwelt, und sie regierte über den Himmel, das Meer und die günstigen Winde. Zwar war meine Ornatrix kurz nach Alexandria über Bord gestürzt und ertrunken, aber ich selbst war Sturm, Piraten und fast einem Schiffbruch entkommen. Da konnte ich meiner göttlichen Wohltäterin gegenüber doch nicht undankbar sein?
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