Saturninus ließ mir Gewürzwein bringen. Ich hatte zwar schon normalen Wein getrunken, aber ich nahm es dankbar an und versuchte, nicht mehr so stark zu zittern. Er äußerte dann auch gleich einen verdacht, wer es gewesen sein könnte, aber ich schüttelte den Kopf, auch wenn ich mir gleich wünschte, es nicht getan zu haben, da meine Haut an verschiedensten Stellen von der groben Behandlung schmerzte. Sicher würde ich auch einige blaue Flecken davontragen.
“Es war nicht Iulius Cato. Ihn hätte ich erkannt. Es war jemand, den ich noch nie in Iscalis gesehen habe. Jung, blond, mit kalten Augen und arrogantem Auftreten. Seine Männer haben das Kürzel T.O.D. in Blut an eine Wand geschmiert, bevor sie gegangen sind. Ich weiß nicht, ob das sein Name ist oder eine andere Bedeutung hat.“
Ich nahm an, dass Dierdre die Sklavin war, von der
er mir erzählt hatte. Ich hatte nur nicht gewusst, dass auch sie in Cheddar lebte. Er musste sicher gerade Qualen leiden aus Sorge, erst recht, als Owain anfing, zu erzählen, was geschehen war. Ich schloss meine Augen, ganz fest, als könnte ich damit die Bilder aufhalten, die vor meinem geistigen Auge erschienen. Natürlich wünschte ich mir nicht, dass seinem Kind und seiner Geliebten etwas zugestoßen war. Ich hoffte, dass sie sich rechtzeitig verstecken konnten, oder aus sonstigem Grund unbehelligt blieben. Aber Saturninus hatte Geschmack, bestimmt war das Mädchen hübsch, und das machte es unwahrscheinlich, dass sie nicht angerührt worden war. Und ob der Soldat, der zu ihr gegangen war, ebenfalls impotent war? Wahrscheinlich nicht.
“Es tut mir so leid, dass du es von mir erfahren musst. Ich wusste nicht, dass du ein Kind in Cheddar hast.“ Wieder flossen ein paar Tränen. Ich wollte seinen Schutz und ja, auch Trost, aber ich wusste, dass er erst würde wissen wollen, wie es seinem Kind ginge.
“Ich bin nur gleich zu dir gekommen, weil ich gehofft hatte… du bist ein gerechter Mann, und...“ Und jetzt tat ich etwas, das ich selten tat. Ich ließ mich von der Sitzbank gleiten, um auf dem Boden zu knien und ihn um Hilfe anzuflehen.
“Ich bitte um deinen Schutz. Ich habe Angst, dass der Tribun… dass er wiederkommt. Er weiß, wo ich wohne, und meinen Namen, und… ich habe Angst, Saturninus! Bitte, versprich mir, dass du mich beschützt. Bitte.“