RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum
Schönste der Grazien? Ich schaute auf, als Saturninus herein kam, und war mir meines elenden Zustandes nur zu sehr bewusst. Meine Augen füllten sich leicht mit Tränen, die ich noch zurückzuhalten versuchte. Aber es gelang mir nicht ganz. Er kam zu mir, küsste meine Stirn und nahm meine Hand. Ich stellte hastig den Becher mit dem Wein beiseite, weil meine andere Hand so zitterte, dass ich ihn zu verschütten drohte. Und dann hatte ich wohl doch den Zusammenbruch, den ich auf dem ganzen Weg noch zurückgehalten hatte. Ich schüttelte als Antwort nur den Kopf und weinte dann heftig los. Das Grauen des Morgens holte mich wieder ein und brachte meinen Körper dazu, sich in Wellen zu schütteln, während ich ungehemmt schluchzte und mir die Tränen wie ein Wasserfall liefen.
Es dauerte eine weile, bis ich mich leicht gegen Saturninus sinken lassen konnte, weil ich die Scham davor verloren hatte, ihn mit meinen Tränen zu durchweichen, und holte ein paar zitternde Atemzüge.
“Es war ein Tribun der Legion. Er hat mir seinen Namen nicht genannt, aber...“
Ich schniefte und wischte mir die Augen, bemühte mich, mich zu sammeln. Ich wollte nicht so erbärmlich wirken. Wie sollte Saturninus mich so je wieder anziehend finden, wenn ich mich so gehen ließ? Ich riss mich, so gut es ging, zusammen, und wischte mir dabei immer wieder die Tränen weg. “Ich habe die Schmiede in Cheddar gepachtet. Für Owen hier. Und gestern Abend war ich da und es wurde spät, also hab ich dort übernachtet, anstatt nachts zurück zu reisen.“ Das war vernünftig, zumal Iscalis nachts die Stadttore ja auch mitunter schloss. “Heute früh am Morgen kam eine Einheit der Legion in das Dorf und in die Schmiede. Und der Tribun… ich hab ihm gesagt, dass ich alle Genehmigungen für die Schmiede habe. Ich hab ihm gesagt, dass ich Latinerin bin. Ich habe sogar dich als Leumund erwähnt. Bitte verzeih.“ Ja, das war etwas kühn von mir gewesen, und es wäre verständlich, wenn Saturninus mich deshalb tadeln würde. “Aber das hat ihn alles nicht interessiert. Er… er hat mir weh getan, Saturninus. Ich hab ihm sogar ein Geschäft vorgeschlagen, aber… er wollte mir einfach weh tun.“ Ich weinte wieder, weil ich immer noch nicht verstand, warum das passiert war. Ich hatte NICHTS falsch gemacht. Rein gar nichts. Auch wenn ich wusste, dass man nichts falsch machen und trotzdem bestraft werden konnte. Das Vierkaiserjahr hatte mich das schon als Kind gelehrt.
“Sie haben Owen nach draußen gezerrt, und ich hab immer wieder Schreie gehört. Ich weiß nicht, was sie...“ Ich schaute verheult zu Owen, damit er berichtete, was draußen passierte, während der Tribun mich drinnen gegen die Wand gepresst und gebissen hatte.
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