RE: Hier kommt die Braut - Ankunft und Hochzeitsnacht
So schnell kann es gehen, sagte ich mir. Das sich dein Leben von einer zur anderen Minute komplett ändert und ich nun, so ganz nebenbei den Besitzer gewechselt hatte. Zwar würde sich für mich auf den ersten Blick nicht viel ändern (das hoffte ich zumindes!), doch wenn man genauer hinschaute, dann vielleicht schon. Meine neue Domina, der ich am Abend zuvor noch erklären musste, wie sie sich auf den Schoß ihres Gatten plazieren musste, damit er sie entjungfern konnte, schien alles andere als begeistert zu sein, mich nun als Geschenk erhalten zu haben. Sie war zwar in Vielem unerfahren und vielleicht auch naiv. Aber dumm schien sie mir nicht zu sein! Sie konnte eins und eins zusammenzählen und ahnte bestimmt, dass ich diejenige war, die mit ihrem Mann für die Hochzeitsnacht geübt hatte.
Naevia Calida musste es eine Genugtuung gewesen sein, mich ihrem Sohn für dessen Bett zu überlassen. In all den Jahren meiner Existenz hatte er wohl nie eine Ahnung davon gehabt, dass ich seine Halbschwester sein könnte. Ihm war nicht einmal der Gedanke gekommen, dass sein Vater, den er schon immer über alles bewundert hatte, seiner Mutter untreu gewesen sein könnte. Es ist eine Sache, wenn ein Dominus sich eines Sklavin für sein Bett aussucht. Doch es ist eine andere, wenn er wahre Gefühle für sie entwickelt und sich in sie verliebt. Damals musste dies Calida unglaublich gekränkt haben. Wie sehr musste sie mich gehasst haben, als ich geboren wurde? All die Jahre war ich der lebende Beweis dieser Affaire ihres Mannes gewesen. Doch sie hatte mich geduldet. Nach dem Tod meiner Mutter war sie sogar richtig nett zu mir gewesen und zeigte mir gegenüber mütterliche Gefühle.
Als mein Vater vor zwei Jahren verstarb, war ich der festen Überzeugung, dass meine Tage in der Casa Sabinia gezählt sein würden. Man hörte ja immer wieder davon, wie sich betrogene Ehefrauen an den Sklavinnen ihrer Ehemänner und deren Kindern rächten. Naevia Calida aber behielt die Contenance und ließ mich bleiben.
Aus dem Verhalten meiner neuen Domina schloss ich schnell, dass sie eine Abneigung gegen mich hegte. Es sei das fehlende Vertrauen, konnte ich heraushören. Wahrscheinlich sah sie mich noch immer in der hauchdünnen und durchsichtigen Tunika vor sich, die ich am Abend zuvor getragen hatte. Diese hatte ich immer tragen müssen, wenn der Dominus mich rufen ließ. Ob auch er eine Vorliebe für dunkelhäutige Frauen hatte, so wie unser Vater?
Accia Prisca ließ sich schließlich auf einen Handel mit ihrem Mann ein. Sie sollte mich erst etwas näher kennenlernen und dann entscheiden dürfen, ob ich bleiben durfte, oder nicht. Was der Dominus mit mir vorhatte, falls sie mich nicht wollte, ließ er offen. Fortschicken konnte vieles bedeuten: Im schlimmsten Fall der Sklavenmarkt, aber er konnte mich auch in der Casa vor ihr verstecken, indem ich in der Küche landete. Oder er schickte mich aufs Land. Vor wenigen Wochen hatte er doch dieses Stück Land erhalten, von dem noch niemand wusste, was daraus werden würde.
Dennoch vermied sie es, mich auch nur eines Blickes zu würdigen oder mich gar anzusprechen. Ich kam mir etwas verloren vor und ahnte jetzt schon, wie ihre Entscheidung ausfallen würde. Da half es sicher auch wenig, wenn der Dominus nun auch noch lobend erwähnte, dass ich ihr neues Kleid ausgesucht hatte.
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