RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
Eine bedrückende Stille lag über dem Dorf, nachdem die Legionäre und ihr Tribun abgezogen waren. Niemand traute sich, etwas zu sagen oder wagte es, sich zu bewegen. Nur das leise Wimmern einiger Frauen und das der kleineren Kinder durchbrach diese Stille. Ich konnte nicht sagen, wie lange ich dort lag. Einfach liegen bleiben und nie wieder aufstehen müssen! Das klang verlockend. Vielleicht lag darin die Lösung.
Ich fürchtete mich vor dieser Stille. Sie ließ nichts Gutes vermuten. Vielleicht war das auch der Grund, warum ich nicht versuchte, mich wieder aufzurappeln und nach etwas zu suchen, womit ich die Fesseln durchschneiden konnte. Nein, ich konnte nicht! Ich wollte nicht akzeptieren, was passiert war. Ich wollte nicht aufstehen, um erkennen zu müssen, was sie Aglaia und den Leuten im Dorf angetan hatten. Solange ich nichts wusste, war es nicht real, sagte ich mir.
Doch die Welt blieb nicht stehen. Sie drehte sich weiter und die Zeit zerrann, Minute um Minute und Sekunde um Sekunde. Eine Stimme, die einer anderen glich, die ich einmal gekannt und lieben gelernt hatte, rief meinen Namen. Darauf folgte ein herzzerreißendes Schluchzen, was mich so sehr berührte, dass auch ich zu schluchzen begann. "Aglaia."
Plötzlich spürte ich eine Berührung an meinen Händen. Ich begann am ganzen Körper zu zittern, weil ich glaubte, sie seien zurückgekommen "Nein, bitte!", wimmerte ich. Ein kurzer Ruck, das kühle Metall. Meine Hände waren wieder frei.
"Alles ist gut, Junge! Komm, steh auf!" Es war der Schuster, der meine Fesseln durchschnitten hatte und mir nun half, aufzustehen. Es fühlte sich seltsam an, wieder aufrecht zu stehen. Ich fürchtete, mich nicht lange auf den Beinen halten zu können. Der Schuster hielt mich am Arm und blieb bei mir. Dann sah ich sie! Sie war vor der Tür auf ihre Knie gesunken und schluchzte. Mit der Hilfe des Schusters machte ich einige Schritte auf sie zu und ließ mich auch auf die Knie sinken, um sie in meine Arme zu schließen. "Aglaia, es tut mir so leid! Es tut mir so leid!" schluchzte ich. Ich hatte sie nicht vor dem Schlimmsten bewahren können!
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