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RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
(05-18-2023, 09:47 PM)Owain schrieb: Inzwischen war wahrscheinlich das ganze Dorf auf den Beinen. Frauen schrien, als man sie aus ihren Häusern scheuchte. Kinder weinten, weil sie die Angst ihrer Eltern spürten und nicht verstanden, was um sie herum gerade passierte. Ich sah in die Gesichter meiner Nachbarn, die wie angewurzelt da standen. Nein, sie waren nicht angewurzelt! Es war eine Art Schockstarre, in die sie gefallen waren, angesichts der Brutalität, mit der die Soldaten vorgingen. "Bitte helft mir! Sie wollen Beute machen! Schmuck und Waffen! Wenn ich ihnen dabei nicht helfe, dann tun sie meiner Frau etwas an!" rief ich ihnen in meiner Verzweiflung auf keltisch zu. Doch nichts geschah. Keine Regung, kein Laut, nichts!
Es erschien mir wie eine gefühlte Ewigkeit, als plötzlich die Frau des Schumachers vortrat, ihren goldenen Armreif abstreifte, den sie wahrscheinlich zur Hochzeit erhalten hatte, und ihn wortlos vor mir ablegte. Ihr Mann kam wenig später und legte sein Messer, mit dem er normalerweise das
Leder zuschnitt, dazu. Nach und nach taten es einige andern ihnen gleich, so das mehrer Messer, Armreifen, Ohrringe und eine kunstvoll verzierte Fibel vor mir lag. Bei diesem Anblick musste ich schlucken, denn ich war den Tränen nah.
Zunächst lachten die Legionäre höhnisch, als sie das Jammern von Owain hörten, doch schon bald wurde sie ernster. Irgendwann wich ihr erstaunen in Faszination, was die Barbaren alles zu Tage förderten. Plinius den Sklaven im Schlepptau und Arrius mit der Beute machten kehrt als das Signal des Lituus erklang. Trotz der Beute ärgerte sich Arrius, er war nicht zum Schuss gekommen. „Schade zu gerne hätte ich dem Jammerlappen nach meiner Einlage noch einen Ast eingeschoben und ihn so seiner Schlampe präsentiert.“"Beruhige dich du kommst bald zum Zug“. „Tribun wir haben einiges an Beute“, meldete Plinius. „Doch nicht von dem hier“, dabei zog er heftig an dem Seil, so das der Sklave diesmal auf dem Boden landete. „Ne die netten Leute aus dem Dorf spendeten es freiwillig nach seinem Gejammere“. „Wo das ist gibt es sicher noch mehr und wie freuen die sich, wenn sie anschließend einen Schuldigen für ihr Unglück haben“. Der Legionär lachte voller boshafter Schadenfreude mit seinem Kameraden. "Sollen wir nun das Dorf durchsuchen", gierig hörte sich die Frage von Plinius an.