Willkommen im Forum, Bitte Anmelden oder Registrieren

Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Die alte Schmiede am Dorfrand
05-18-2023, 09:47 PM,
Beitrag #89
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
(05-17-2023, 11:12 PM)Titus Ovidius Decula schrieb: Aglaia versuchte mich mit dem Namen ihres Kunden zu beeindrucken. Bestimmt hatte sie Kunden aus den besten Kreisen. Sie war eine begehrenswerte Frau, die gekonnt mit ihren Reizen spielte.

Vom hiesigen Princeps Officii hatte ich übigens gehört. Seine keltische Sklavin war während einer subversiven Feier von Centurio Octavius hopsgenommen worden. Angeblich war sie mit  Erlaubnis ihres Herren unterwegs gewesen. 
Anders konnte ich es nicht nennen: Nach einer Weile in einer besetzten Provinz sickerte einem ein  Fluch ins Gehirn wie Sumpffieber. Gute Römer wurden sentimental und begannen Barbaren wie ihresgleichen zu behandeln. Nur ich würde diesen Blödsinn nicht mitmachen. Meine Vexillation genauso wenig. Ich hatte nur Männer ausgewählt, die das Land gut kannten, aber die Kelten verabscheuten. Ich nickte jedoch zur Kenntnisnahme, als sie den Princeps Officii erwähnte.

„Warum lügen Menschen? Eine interessante philosophische Frage“, sagte ich: „Ich habe es nur einmal erlebt, dass nicht gelogen wurde, um sich selbst zu retten. Bei einer Sekte in Flavia Neapolis, den Christianói" Ich lächelte in mich hinein, als ich mich erinnerte.

Wie auf ein Stichwort kamen die Milites Arrius und Plinius mit einem Dolch zurück, den sie an der Feuerstelle gefunden hatte. Das Fundstück sah wesentlich mehr nach einer Waffe als die Schwerter aus. Auch wenn er laut der Erklärung des Schmieds ein Jagdmesser sein sollte.

Meine Männer waren misstrauisch. Sie waren misstrauischer als ich selbst. Sie boten an, die Suche auszuweiten.
"Guter Vorschlag Miles. Wir vergrößern den Suchkreis. Aber wir werden nicht ganz Cheddar umgraben. Der hier wird kooperieren“

Ich wies auf den Schmied. Wie ich die Lage einschätzte, war Owain Liciniana Aglaia nicht einfach hündisch ergeben. Er war bis beide Ohren verliebt in seine Domina. Er wollte sie beschützen. Diese Schwäche würde ich mir zu Nutzen machen:

„Pass gut auf, Sklave, denn ich sage es nicht ein zweites Mal: Meine Männer sind sehr unzufrieden. Ich hatte ihnen Beute versprochen. In eurem Drecksloch gibt es leider nichts zu holen“, ich sprach langsam und in kurzen Sätzen, um Owain nicht zu überfordern:

"Es würde ihre Stimmung heben, wenn sie heute  noch einen guten Fund machen könnten. Gold oder Waffen beispielsweise oder wenigstens ein paar Dolche wie diesen hier, um Hasen abzuhäuten“
Ich wog den Dolch in der Hand:
„Daher schlage ich vor, dass du meine Soldaten nach draußen begleitest und ihnen beim Suchen nach Beute hilfst, Owain",  ich nannte ihn jetzt bei seinem Namen:

„Solange leistet mir deine Herrin Gesellschaft. Solltet ihr wider Erwarten mit leeren Händen zurückkehren, kann ich meinen Männer nicht verbieten, sich an ihr schadlos zu halten. Du verstehst doch?"

Ich hegte nach wie vor keinen konkreten Verdacht gegen das Paar. Der Schmied würde mir etwas Interessantes präsentieren müssen. Wenn nicht, war die Alte fällig. Er konnte von mir aus Gold von den Nachbarn oder Waffen aus einem Grab anschleppen. Das Paar war in einer schier auswegslosen Situation. Einen Augenblick lang hatte ich die Hoffnung, dass sich deshalb bei mir etwas regen würde. 

Ich berührte mit dem Dolch leicht Aglaias Hände, damit sie sie senkte: „"Und jetzt alle raus. Ich mag keine Zuschauer"

Anfangs war ich noch ganz entspannt gewesen, als sie den Dolch gefunden hatte. Auch noch, als die Soldaten vorschlugen, die Gegend genauer nach Waffen abzusuchen. Ihr Anführer dachte auch, das wäre eine gute Idee. Da er Aglaia und mir aber nicht wohlgesonnen war, schmiedete er in Kürze einen perfiden Plan, um uns zu verunsichern und uns zu demütigen.  Er verlangte von mir, ich solle mit seinen Männern kooperieren und sie dabei  unterstützen, Beute zu machen. Damit ich das tat, drohte er, Aglaia von all seinen Männern vergewaltigen zu lassen. Das war der erste Moment, an dem ich an die Waffen im Wald dachte und aus reiner Verzweiflung war ich gewillt, sie dort hinzuführen. Doch der Teil in mir, der noch einigermaßen vernüftig denken konnte, schob diesen Gedanken ganz schnell zur Seite! NEIN, AUF KEINEN FALL! Das hätte unsern Tod bedeutet! Wenn die Soldaten solche Massen von Waffen fanden, würden sie uns auf der Stelle töten! Nein, diese Waffen hatten eine andere Bestimmung!

Aglaia sollte diesem Tribun Gesellschaft leisten. Verdammt, ich wusste genau, was er damit meinte! Ich war ja nicht blöd! Trotzallem was ich nun tat, würde er sie hier gleich vergewaltigen! Ich ermahnte mich selbst, ruhig und besonnen zu bleiben, auch wenn meine Wut bereits kurz vorm überkochen war. Nun sah Aglaia selbst, WIE Rom war! Ihre Worte vom Abend zuvor, unsere beiden Völker könnten Frieden schließen, klang gerade wie Hohn in meinen Ohren! Wer glaubte, dieses Land könne auf diese Weise befriedet werden, der glaubte auch, dass es an Lughnasadh schneite!
(05-18-2023, 08:41 AM)Legionär schrieb: Bestimmt schneller als der Sklave es sich gedacht hätte, waren seine Hände auf dem Rücken zusammen gebunden und er landete mit einem gewaltigen Stoß vor der Schmiedetüre. „Tschuldigung,“ griente Arrius „wir mussten uns beeilen, der Tribun wollte mit deiner Domina alleine sein.“
Währen dessen hatte Plinius ein Seil gefunden und legte eine Schlinge um den Hals von Owain: „Jetzt haben wir doch einen guten Suchhund oder meinst du nicht?“ Lachend zog er die Schlinge fester um den Hals. „Wenn das Hundchen nicht bald einen guten Fund verbellt, dann benutzen wir ihn zuerst einmal wie der Tribun, die Schlampe. Du weißt wir Legionäre sind geübt darin alles zu benutzen, also such schön und bell bald,“ damit bekam der Sklave einen Fußtritt, geriet ins torkeln und wäre fast auf allen vieren gelandet. „Schade, da gehört doch ein Hund hin“, geierte Arrius.

Ehe ich reagieren konnte, packten sie mich und zerrten meine Arme auf den Rücken, damit sie meine Hände fesseln konten. Danach schoben sie mich in Richtung Tür und stießen mich mich hinaus. Dabei verhöhnten sie mich, denn meine Blicke mussten panisch wirken. Ja, ich hatte eine Scheißangst, was jetzt noch alles passierte! Vor allen Dingen, was sie mit Aglaia tun würden.
Einer der Soldaten legte mir eine Schlinge um die Hals und zog sie so fest, dass ich beinahe keine Luft mehr bekam. nun geriet ich erst recht in Panik , weil ich glaubte, ersticken zu müssen und begann zu husten und zu schaufen. Sie sagten, ich sei jetzt ihr Suchhund und ich sollte  bald bellen, sonst würden sie sich auch an mir vergehen. Verdammt, woher sollte ich auf die Schnelle denn jetzt Waffen oder Schmuck herbekommen? Wieder kamen mir die Waffen im Wald in den Sinn und auch Aglaias Mahnung, wir müssten die Waffen melden. NEIN, NIEMALS!
Sie versetzen mir einen Fußtritt, der mich zum Torkeln brachte. Gerade so war es mir gelungen, auf den Füßen zu bleiben. Es kam fast einem Wunder gleich, dass ich nicht geradewegs hinfiel, da doch da meine Hände auf den Rücken gebunden waren. Daher hatte ich auch keine Ausgleichsbewegung ausführen können. Als ich dann einen ruckartigen Zug an dem Seil spürte, verlor dann doch noch den Halt und ging auf die Knie. Ich blickte zu Boden, um diese lachenden und feixenden Dreckskerle nicht sehen zu müssen. Doch dann sah ich wieder auf. 

Inzwischen war wahrscheinlich das ganze Dorf auf den Beinen. Frauen schrien, als man sie aus ihren Häusern scheuchte. Kinder weinten, weil sie die Angst ihrer Eltern spürten und nicht verstanden, was um sie herum gerade passierte. Ich sah in die Gesichter meiner Nachbarn, die wie angewurzelt da standen. Nein, sie waren nicht angewurzelt! Es war eine Art Schockstarre, in die sie gefallen waren, angesichts der Brutalität, mit der die Soldaten vorgingen. "Bitte helft mir! Sie wollen Beute machen! Schmuck und Waffen! Wenn ich ihnen dabei nicht helfe, dann tun sie meiner Frau etwas an!" rief ich ihnen in meiner Verzweiflung auf keltisch zu. Doch nichts geschah. Keine Regung, kein Laut, nichts!

Es erschien mir wie eine gefühlte Ewigkeit, als plötzlich die Frau des Schumachers vortrat, ihren goldenen Armreif abstreifte, den sie wahrscheinlich zur Hochzeit erhalten hatte, und ihn wortlos vor mir ablegte. Ihr Mann kam wenig später und legte sein Messer, mit dem er normalerweise das
 Leder zuschnitt, dazu. Nach und nach taten es einige andern ihnen gleich, so das mehrer Messer, Armreifen, Ohrringe und eine kunstvoll verzierte Fibel vor mir lag. Bei diesem Anblick musste ich schlucken, denn ich war den Tränen nah.
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema
Die alte Schmiede am Dorfrand - von Licinianus Owain - 04-23-2023, 01:08 PM
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - von Ceridwen - 04-30-2023, 10:58 PM
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - von Ceridwen - 04-30-2023, 11:51 PM
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - von Ceridwen - 05-09-2023, 09:09 PM
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - von Ceridwen - 05-10-2023, 01:29 PM
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - von Ceridwen - 05-10-2023, 09:48 PM
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - von Ceridwen - 05-11-2023, 11:04 PM
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - von Ceridwen - 05-13-2023, 08:29 AM
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - von Ceridwen - 05-13-2023, 08:18 PM
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - von Ceridwen - 05-14-2023, 07:53 AM
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - von Ceridwen - 05-14-2023, 07:32 PM
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - von Legionär - 05-16-2023, 06:40 AM
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - von Legionär - 05-17-2023, 01:52 PM
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - von Legionär - 05-18-2023, 08:41 AM
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - von Licinianus Owain - 05-18-2023, 09:47 PM
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - von Legionär - 05-19-2023, 12:04 PM
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - von Legionär - 05-20-2023, 03:52 PM
Owains Aufträge - von Licinianus Owain - 10-03-2023, 09:11 AM
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - von Aidan - 10-03-2023, 01:45 PM
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - von Aidan - 10-04-2023, 10:54 PM
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - von Aidan - 10-07-2023, 07:13 PM

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 15 Gast/Gäste