RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
Natürlich fanden sie das Messer, aber nicht meine Schuhe. Und natürlich wurde es wie alles andere auch aufgebauscht. Inzwischen schlug mein Herz schon deutlich zu schnell, auch wenn ich äußerlich ganz ruhig und gelassen blieb. Ich erinnerte mich an die Zeit früher in Rom, vor neun Jahren, als Vitellius’ Truppen durch die Straßen gezogen waren. An die Schreie und das Gelächter der Soldaten. Diese Männer hier waren genauso. Sie brauchten keinen Grund für Gewalt. Sie suchten einen.
“Ich gehöre nicht zu diesen Verrückten“, sagte ich schnell, als er die Christen erwähnte. Diese Leute waren gefährlich und verehrten einen verurteilten Aufwiegler, außerdem sagte man ihnen Menschenopfer und Umsturzversuche nach. Und ich hatte wirklich keine Lust, unter falschen verdacht zu geraten und am Ende noch zum Tode verurteilt zu werden, wenngleich ich irgendwie nicht annahm, dass der Tribun es hier überhaupt zu einer Verhandlung kommen lassen würde.
Owain wurde nach draußen geschleift von den anderen Soldaten, verbunden mit der Drohung, dass ich vergewaltigt werden würde, wenn er nicht kooperierte. Ich hoffte, er baute keinen Mist. Und natürlich wusste ich, dass er sehr wohl wusste, wo viele Waffen zu finden wären, aber ich hoffte auch, dass er clever genug war, die Männer nicht dahin zu führen. Sie würden uns beide umbringen, wenn er es täte. Ganz sicher. Auch wenn wir nichts damit zu tun hatten.
Der Tribun deutete mir mit dem Messer in der Hand, die Hände zu senken, und ich kam dem bereitwillig nach. Mir war klar, dass er mich gleich vergewaltigen würde. Die Frage war nicht, ob er das tat, sondern nur, wie schlimm es werden würde. Natürlich gab es Gesetze dagegen und auch rigorose Strafen bis hin zum Tod. Aber er war Ritter, ich war infam. Selbst wenn ich einen Mann finden würde, der für mich dagegen klagen würde, was schon zweifelhaft war, würde sein Leumund über meinem stehen, und niemand würde seine Gewalt bezeugen. Viel mehr als eine kleine Geldbuße an den Staat konnte ich nicht erwarten. Und das wusste er so gut wie ich. Solange er mich nicht umbrachte, war ich ihm so ziemlich ausgeliefert.
“Das ist nicht nötig, weißt du?“ versuchte ich einen anderen Ansatz. Die wenigsten Männer bevorzugten es wirklich, einer Frau Gewalt anzutun. Meistens war das eher überkochende Wut, die ein Ventil suchte. Eine Machtdemonstration. Nicht Sex. “Ich bin zwar nicht billig und verkehre ganz sicher nicht mit einfachen Soldaten. Aber ich bin mir sicher, dass du dir meinen Preis auch leisten kannst.“ Wenn er mich bezahlen würde, war das hier ein Geschäft, nichts weiter. Ich könnte nicht sagen, dass es eines wäre, das ich wollte, aber besser als die Alternative war es allemal.
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