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Die alte Schmiede am Dorfrand
05-13-2023, 08:18 PM,
Beitrag #67
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
(05-13-2023, 08:35 AM)Owain schrieb: Aglaia war damit einverstanden, dass wir die Speerspitze für das Opfer benutzten. Ich nahm sie daher wieder an mich und würde sie dann, wenn es an der Zeit war, für das Opfer vorbereiten. Die Alte schaute inzwischen nach oben zu den Sternen und meinte, dass der Abend günstig wäre. Davon war ich ausgegangen, denn schließlich war heute ja Beltane. Als sie dann plötzlich rief, dort oben sei eine Sternschnuppe, riss ich automatisch meinen Kopf nach oben und versuchte sie zu entdecken. Aber so sehr ich mich anstrengte, war da nichts! Wahrscheinlich war ich zu langsam gewesen und hatte sie einfach verpasst.

Ceridwens Ankündigung, dass es nun losgehen könnte, verursachte in mir eine gewisse Aufregung. Das letzte Mal, bei dem ich an solch einem Opfer teilgenommen hatte, lag schon lange zurück. Damals war ein Druide in unser Dorf gekommen und war für einige Tage geblieben. Er hatte uns gesagt, dass wir standhaft bleiben sollten, gegen die Verlockungen Roms und dass wir nicht müde werden sollten, für unsere Freiheit zu kämpfen. Gefühlt das ganze Dorf war damals auf den Beinen gewesen und hatte dem Opfer beigewohnt.  
Ihre Frage nach unserer Bitte an die Götter ließ mich erst etwas stocken. Denn mein Wunsch wäre es gewesen, endlich Kinder zu haben. Aber ich wusste auch, dass Aglaia dafür die ungeeignete Frau war, denn sie wollte ja keine. "Dass unser Liebe niemals endet und…" sagte ich schließlich. Ich zögerte wieder und sah dann die Alte eindringlich an. "Die Götter mögen meine Frau beschützen und sie mögen Fruchtbarkeit über uns bringen." fügte ich schließlich in keltischer Sprache an.

Da die Alte keinerlei Anstalten machte für das Opfer einen anderen Ort aufzusuchen, ging ich davon aus, dass sie hier an unserem Beltanefeuer die Speerspitze den Göttern darbringen wollte, was ja auch irgendwie passte. Sie gab mir nun die Anweisung, die Speerspitze vorzubereiten. Daraufhin nahm ich sie wieder aus dem Tuch legte sie auf einen flachen Stein, nahm einen anderen in meine Hand und schlug  mehrmals mit aller Wucht auf die Waffe, bis sie sich endlich verformt hatte und somit unbrauchbar geworden war.
Hach ja, wo die Liebe hinfällt! Das Jungelchen war ja wirklich ganz verschossen in seine Römerfreundin, sonst hätte er sich wohl kaum eine ewigwährende Liebe gewünscht. Aber, das war nicht alles! Er stockte kurz und sprach dann in unserer Sprache weiter. Nanu, war die Liebe doch nicht so groß? Er sprach von seiner Frau und er wünschte sich natürlich Fruchtbarkeit. Für einen kurzen Moment blieb mein Blick an ihm haften, als ob ich ergründen wollte, was das zu bedeuten hatte. Aber was es zu bedeuten hatte, blieb mir vorerst verborgen.
"Gut, ewige Liebe für euch beide und Fruchtbarkeit für das Land," wiederholte ich Owains Worte, wobei der letzte Teil ein wenig umgedeutet worden war. Er hatte sicher seine Gründe, weshalb er die Sprache gewechselt hatte. 

"Und nun zu dir!" Ich wandte mich der jungen Frau zu, die allerdings nichts auf dem Herzen zu haben schien. Sie wollte unsere Götter nicht beleidigen, sagte sie. Hmm, da lag sie vielleicht gar nicht so falsch!  "Nun gut!" Meine Stimme klang ein wenig kratzig. "Ich sollte vielleicht vorher noch einen Schluck Met nehmen." sagte ich grinsend und erhob meinen Becher. "Auf das euer Opfer gelingen möge!" Dann trank ich und wartete, bis die beiden es mir gleichgetan hatten.

Ich erhob mich und hob meiner Hände gen Himmer. "Oh Brigid, du Strahlende! Große Mutter, nimm das Opfer dieses Mannes und dieser Frau an. Schenke ihnen immerwährende Liebe, beschütze die Frau dieses Mannes und lasse Fruchtbarkeit über sie kommen, auf dass sich der Schoß dieser Frau öffne! Oh Cernwn, Herr der Tiere und des Waldes, nimm das Opfer dieses Mannes und dieser Frau an. Schenke ihnen immerwährende Liebe und Fruchtbarkeit, wenn sie sich nun vereinigen!" Natürlich hatte ich die Götter in unserer Sprache angerufen. Latein verstanden sie wahrscheinlich gar nicht. Dann sah ich kurz zu Owain. "Jetzt wirf die Opfergabe ins Feuer!" Kurz darauf warf der junge Schmied mitten ins Feuer. Für einen Moment beobachtete ich wie die Funken flogen, als das Stück Metall in die Glut fiel. Doch noch mehr interessierte mich, wie schnell mein Zaubertrank wirkte.
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Die alte Schmiede am Dorfrand - von Licinianus Owain - 04-23-2023, 01:08 PM
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