RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
Ja, da staunte das Jungelchen! Nicht alle hatten sie von uns umgebracht. Einige hatten sie am Leben gelassen, damit sie sich entweder selbst töteten oder mit ihrer Schande leben mussten. Ich gehörte zur letzten Kategorie, denn ich hatte gezögert, als es nichts zu zögern gegeben hatte.
Doch die Zeiten änderten sich, wie ich nun feststellen durfte. Da hatte ich doch tatsächlich eine keltophile Römerin vor mir! Die sogar ein paar Worte unserer Sprache gelernt hatte! Das war wirklich sehr ungewöhnlich! Aber auch seine Aussage, er sei ihr verpflichtet, war schon ein bisschen schwammig. In welcher Weise war er ihr verpflichtet? War er etwa ihr Sklave? Das war eigentlich die einzige plausible Erklärung. Ach herrje, und das römische Frauchen hatte sich in ihren keltischen Sklaven verliebt? Wie romantisch! Das seltsame Paar erregte immer mehr mein Interesse. Das wollte ich jetzt genauer wissen!
Die beiden luden mich auch schon ein, mich an ihr Feuer zu setzen. Das nahm ich natürlich dankend an. Ebenso die Reste des Hasen und das Brot. Ich begann, das übrige Fleisch mit den Fingern abzupulen und aß es.
"Dein Hase ist eigentlich ganz gut! Vielleicht ein bisschen zäh und bestimmt hatte er sich über ein paar Kräuter gefreut, bevor du ihn gebraten hast." Wenn ich jetzt noch etwas Met gehabt hätte, wäre der Abend gerettet gewesen!
Das Römermädchen war eigentlich ganz nett und wirkte so gar nicht römisch auf mich. Aber ich konnte mich auch täuschen. Wie nannte man das im römischen Militärjargon? Fraternisierung mit den Unterworfenen!
"Owain ist ein guter Lehrmeister, wie mir scheint. Und er liebt dich. Das hat er mir eben verraten." Ich warf ihr ein vielsagendes Lächeln zu. "Sag, du weißt doch sicher, was für ein besonderer Tag heute ist?" Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Owain sie darüber im Unklaren gelassen hatte. Ich sah zu dem Jungelchen hinüber, als wenn ich auf eine Antwort von ihm wartete.
"Wir feiern heute den Beginn des Sommers und die Vereinigung der Göttin mit dem Gehörnten, aus deren Verbindung neues Leben entsteht und der Natur und uns Fruchtbarkeit schenkt." Ich wartete einen Moment, um festzustellen, ob sie mir soweit folgen konnte. "Ich nehme an, ihr wollt heute Abend auch eine solche Verbindung eingehen?" Wieder sah ich die beiden forschend an. Natürlich würden sie das. Wäre sie sonst hier, bei ihm? "Ich könnte euch helfen, die große Göttin anzurufen und ihr zu opfern, auf dass eure Verbindung Früchte trägt und ihr immer eins sein werdet." Ganz unauffällig ließ ich meine eine Hand unter meinem Umhang verschwinden. Ja, ich hatte mein Beutelchen mit den Zauberutensilien dabei. Die beiden mussten sich jetzt nur darauf einlassen und sie würden den extatischsten und leidenschaftlichsten Abend ihres Lebens erleben.
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