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Die alte Schmiede am Dorfrand
05-09-2023, 09:55 PM,
Beitrag #53
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
(05-08-2023, 10:03 PM)Liciniana Aglaia schrieb: Als Owain noch einmal hineinging, hatte ich schon Angst, dass er gleich die kaputten Schwerter auch herausbringen würde, um sie mir zu zeigen. Aber nein, er holte nur etwas Geschirr und Brot und etwas zu trinken. Ich unterdessen musste mich davon abhalten, an meinen Fingernägeln zu kauen, eine Unart, die meine Mutter früh angefangen hatte, zu bestrafen. Kein Mann mochte zerkaute Nägel sehen. Aber grade im Moment, während ich so dasaß und darüber nachdachte, wie ich am besten wieder aus diesem Schlamassel herauskommen könnte, in den ich unbeabsichtigt gestolpert war, war der Wunsch doch sehr groß.
Ich saß auf dem Boden und schaute in die Flammen. Vertrau mir, hatte Owain gesagt. Ich vertraute ihm ja, aber ich wusste, wie schnell ein dummer Zufall tödlich enden konnte. So lange war das Vierkaiserjahr noch nicht her, und auch, wenn ich ein Kind gewesen war, hatte ich da zu viel gesehen, als dass ich da einfach entspannt bleiben konnte, wenn Waffen im Spiel waren. Oh, ich konnte mich gut verstellen und es sehr gut überspielen. Aber wie es in mir drin aussah, war eine ganz andere Geschichte.

Owain reichte mir einen Becher und bat mich, zu probieren. Wenn er so anfing, war es wohl kein Wein. Ich roch erstmal an dem Getränk, aber bei dem Geruch des Lagerfeuers und des Hasen roch ich nicht viel anderes. Ich nahm einen vorsichtigen, kleinen Schluck und schaute dann fragend auf. “Das ist süß. Und ein bisschen bitter. Was ist das?“ fragte ich und nahm noch einen kleinen Schluck. Es schmeckte irgendwie ungewohnt. Nicht schlecht, aber eben ungewohnt. Und wohl etwas stärker als die dinge, die ich sonst trank. “Willst du mich mit süßem Zaubertrank betrunken machen?“ fragte cih neckend. Ja, necken tat gut, das war viel besser, als sich zu sorgen und über Schwerter und Speere nachzudenken.
Der Hase war dann auch soweit, und Owain zerlegte das Ding für uns und gab mir schließlich einen Teller und etwas Brot. Es war nicht so, dass ich ein übergroßer Fan von Gemüse war, aber dass gar keines dabei war, war auch etwas ungewohnt. Ich hatte gedacht, dass die Kelten uns da ähnlich seien, aber vielleicht lag es auch an Beltane und den Gebräuchen dazu. Oder Owain konnte nicht viel kochen. Egal, ich würde mich heute sicher nicht beschweren, wo er sich doch Mühe gab.
Ich probierte also etwas von dem Fleisch. Außen war es… nennen wir es knusprig, und insgesamt vielleicht ein wenig zäh, was aber sicher an dem Hasen lag, und mir fehlte etwas Salz oder Garum, aber es war nicht schlecht, und ich lächelte Owain an. “Ist gut. Danke. Für das Jagen und zubereiten und alles.“ Ich nahm trotzdem einen etwas größeren Schluck von meinem Getränk, um alles runterzuspülen, und zupfte ein wenig mit den Fingern das Fleisch in kleinere Häppchen.
“Hab ich dir mal vom Vierkaiserjahr erzählt?“ fragte ich ihn. Aber nein, hatte ich natürlich nicht, wie auch. “Das war furchtbar. Ist jetzt… zehn Jahre sind das jetzt schon. Oder neun? Nun, egal, auf jeden Fall war quasi das ganze Jahr lang Krieg in der Stadt, mit kurzen Verschnaufpausen dazwischen. Aber andauernd wurde Rom belagert oder von marodierenden Horden beherrscht, und man konnte kaum auf die Straße, weil man nie wusste, wer jetzt Anhänger von wem war. Furchtbar, sag ich dir. Und andauernd gab es Probleme bei der Versorgung, weil kein Getreide mehr nach Rom kam und die Händler wegblieben oder alles von den Soldaten des Vitellius weggefressen wurde. Einmal hatten wir eine wirklich entsetzliche Woche, wo einfach nur Straßenschlacht draußen war. Überall nur Mord und Totschlag. An unserem Brunnen hatten sie Köpfe aufgestellt von angeblichen Verrätern.
Opa hat für uns dann ein paar Ratten gefangen, die wir gegessen haben. Damals war er noch sehr agil und fit.“
Keine Ahnung, warum mir das ausgerechnet jetzt wieder einfiel und ich das erzählte. “War zum Glück nur das eine Mal. Ich war noch ein Kind, aber ich werd das wohl nie vergessen.“ Vielleicht war es deshalb, weil Owain mich für sehr fein halten musste. War ich ja auch, und wollte ich auch sein. Aber es war nicht so, als würde ich nicht auch die andere Seite kennen. Wenn auch nicht so gut.

Endlich konnte sie sich wieder etwas entspannen und wollte sich sogar auf etwas Neues einlassen. Ich sah ihr ganz gebannt zu, wie sie den Met kostete und nicht gleich das Gesicht verzog. Sie fand ihn süß und bitter zugleich und nahm gleich noch einen Schluck. "Das ist Met.Wein aus Honig," versuchte ich ihr zu erklären. Sicher würde sie bald von selbst herausfinden, dass der Met wesentlich stärker war, als verdünnter Wein. Und ja, sie lag eindeutig richtig, als sie mich fragte, ob ich sie mit dem Zaubertrunk betrunken machen wollte. "Ja, will ich!" antwortete ich ihr grinsend.

Als der Hase fertig war und ich mich wieder zu ihr setzte, lief mir bereits das Wasser im Mund zusammen. Ich hatte nun wirklich Hunger und griff zu. Der Hase war köstlich! Ich hatte mich mal wieder selbst übertroffen. Nun ja, das Brot schmeckte wesentlich besser. Aber der Hase hatte auch etwas. Vielleicht ein wenig zäh. Aber das lag natürlich an dem Hasen. Er war wohl nicht der Jüngste gewesen.
Aglaia kostete dann auch von dem Fleisch. Es war natürlich etwas ganz anderes, was sie sonst gewohnt war. Doch sie lächelte und bedankte sich. "Freut mich!" Ich nahm nun auch einen großen Schluck. Ach wie hatte ich diesen Geschmackt vermisst! Er schmeckte nach Freiheit! 
Ich war ihr so dankbar, dass sie gekommen war und dass wir diesen Abend hier draußen am Feuer verbringen konnten. Alles war gelungen. Auch wenn es nicht das typische Beltanefest war.
Sie begann, mir von einem Vierkaiserjahr zu erzählen. Ich hatte davon noch nichts gehört. Doch sie hatte es miterlebt, als sie noch ein Kind war. Auch sie hatte schlimme Zeiten voller Krieg und Gewalt erlebt. Auch sie hatte Hunger und Todesangst erlebt.
"Du Ratte gegessen?" fragte ich erstaunt, denn das konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen.  Aber ja, es gab Situationen im Leben,in denen man für alles dankbar war. Auch für eine Ratte!
"Das tut mir leid! Wie hat Krieg aufgehört?" wollte ich wissen. Irgendetwas musste doch passiert sein, damit der Friede wieder einkehren konnte. "Ich wünsche mir auch Frieden, irgendwann," meinte ich schließlich und lächelte ihr zu.
Noch einmal biss ich in das Stück Fleisch und nahm einen weiteren Schluck Met. Dann plötzlich war da diese Stimme, die scheinbar aus dem Nichts kam und die daran Schuld war, dass mir beinahne der Bissen im Hals stecken geblieben wäre. Erschrocken sah ich mich um und erkannte sie! "Verdammt, die Gwrach!" War sie real oder nur ein Hirngespinst?
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Die alte Schmiede am Dorfrand - von Licinianus Owain - 04-23-2023, 01:08 PM
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RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - von Licinianus Owain - 05-09-2023, 09:55 PM
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