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Ein neues Kapitel?
05-07-2023, 11:12 PM,
Beitrag #1
Ein neues Kapitel?
Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit,
Und neues Leben blüht aus den Ruinen.
Friedrich von Schiller (1759 - 1805), Johann Christoph Friedrich Schiller, ab 1802 von Schiller,
deutscher Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker
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Bereits in seiner Heimat war Astérios im Umgang mit Waffen geschult worden. Schließlich betrieb sein Herr eine Schule für Krieger, die er in griechischen Arenen gegeneinander antreten ließ. Das Preisgeld war nicht wenig und der junge Astérios mauserte sich als der Beste seines Jahrgangs in der Kampfschule seines Herrn. Immer wieder wurde Astérios von seinem Herrn in den Sand geschickt und kehrte desmeist als Gewinner zurück in das Heim seines Herrn. So wurden die Münzen in der Schatulle seines Herrn immer mehr und sein Herr war äußerst stolz auf den jungen Griechen. Auch Astérios wollte seinen Herrn glücklich wissen und so war es nicht verwunderlich, dass er sich bei seinen Kämpfen besonders anstrengte, um das Gesicht seines Herrn erstrahlen zu sehen.

Eines Tages ließ sein Herr den griechischen Sklaven zu sich in seine Privatgemächer rufen. Für Astérios war es das erste mal, dass er in die Privatgemächer seines Herrn gerufen wurde. Die Kämpfer schliefen allesamt in Baracken, welche sich auf dem Grundstück der Casa seines Herrn befanden. Als Astérios das Privatgemach seines Herrn betrat, schlug ihm bereits miefiger Geruch entgegen und der Sklave erkannte das wächserne und eingefallene Gesicht seines Herrn. Wieso wirkte sein Herr so, als würde er jeden Augenblick das Zeitliche segnen? Skeptischen Blickes ließ Astérios seine Augen durch den Raum gleiten und musterte schließlich seinen Herrn, der sich schwer atmend aufrichtete und seinen Sklaven näher winkte. Gehorsam trat Astérios näher an das Krankenlager heran, wobei er es tunlichst vermied den Blickkontakt zu seinem Herrn herzustellen.

“Astérios, du bist nun schon so lange bei mir und hast meiner Kriegerschule massive Zugewinne beschert. Dies möchte ich entlohnen, in dem ich dir...“

Zu mehr kam der römische Geschäftsmann jedoch nicht, denn ein röchelnder Atemzug später und Astérios Herr schloss für immer seine Augen. Mit einem steinernen Gesichtsausdruck betrachtete der Grieche das Gesicht seines verstorbenen Herrn, während seine Augen verräterisch glänzten. Dies war das einzige Indiz, dass der junge Mann trauerte. Nachdem die vorgeschriebene Trauerzeit abgelaufen war und Astérios Herr beerdigt war, kehrte Lethargie in die Kampfschule ein. Astérios wusste mit diesem Müßiggang nichts anzufangen und tigerte im Sand des Übungsplatzes auf- und ab. Seine Übungen absolvierte der Grieche dennoch, damit er nicht vollends den Boden unter den Füßen verlor. Schließlich gab es für ihn nichts anderes als das Kriegerhandwerk. Und dennoch sollte sich Astérios Leben von einem auf den anderen Tag komplett verändern. Die Kampfschule wurde überfallen. Mit Fackeln wurden die Dächer in Brand gesteckt, so dass das Feuer sogleich auf die hölzernen Nebengebäude übergriff und wer sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte, starb jämmerlich in den Flammen. Die Kämpfer der Schule waren sofort hellwach und griffen nach den hölzernen Übungsschwertern um sich zu verteidigen.

Etwa ein Dutzend der Krieger wurde brutal gemeuchelt, während Astérios und einige seiner Brüder in Ketten gelegt wurden, nachdem man sie beinahe besinnungslos geschlagen hatte. Ohne zu wissen was mit ihnen geschah, wurden die Krieger eben jener Kampfschule auf einen hölzernen Wagen gezerrt, welcher die Kämpfer bis an den Hafen kutschierte. Dort wurden die Männer auf ein Schiff gebracht, um von dort in die Provinzen gebracht zu werden. Astérios erwachte erst, nachdem ihm Salzwasser ins Gesicht spritzte. Und so bekam er auch die Info, dass er seit ungefähr einer Woche bewusstlos gewesen war. Augenblicklich begann der Grieche an den Ketten zu zerren, die ihn unter Deck an Ort und Stelle hielten, was ihm einen mahnenden Blick seines Mitgefangenen einbrachte. Immer wieder dämmerte Astérios ein. Bis das schaukeln und stampfen des Schiffs ruhiger wurde und es geräuschvoll am Oberdeck zuging. Taumelnd wurden die Männer schließlich an Deck gebracht, wobei sie hintereinander das Schiff verlassen mussten und die Ketten bei jedem ihrer Schritte bedrohlich klirrten. Taumelnd und schwankend waren die Schritte der Männer, während Astérios versuchte aus seinem gesunden Auge seine Umgebung wahrzunehmen und zu ergründen, wohin sie gebracht wurden. Sein rechtes Auge war vollends zugeschwollen und auch seine Nase schmerzte. Ebenso haftete an seiner Unterlippe Blut und seine Rippen pochten bei jedem seiner taumelnden Schritte. Auch wenn Astérios einiges hatte einstecken müssen, so wusste er doch, dass auch einige der Männer die die Krieger gefangen nahmen, etliche Blessuren hinnnehmen mussten. Und diese Tatsache freute den Griechen, so dass er seine Lippen zu einem Grinsen verzog und diese Geste sogleich bereuhte.

Im Gänsemarsch ging es schließlich durch ein Tor und auf direktem Weg auf den hiesigen Markt dieser keltischen Provinz. Auf dem Sklavenmarkt angekommen, wurden die Männer auf ein hölzernes Podest gestellt. Jetzt hieß es einfach abwarten. Auch wenn Astérios nicht wusste, wie lange er sich noch auf den Beinen halten konnte. Denn das pochen seiner Rippen wurden immer stärker und auch seine Nase begann wieder zu bluten.
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