RE: Deirdres Haus
Das Kind war groß. Deirdre machte einen gesunden und starken Eindruck, doch es war ihr erstes, und Flavianus Pytheas dachte an die Möglichkeit, dass er es herausschneiden müsste. Es war bei einem solchen Eingriff oft möglich, das Kind zu retten. Es war aber meistens so, dass die Mutter dabei verstarb. Wenn es sich um eine wertvolle Sklavin handelte, die der Herr gerne behalten wollte, konnte er aber auch entscheiden, das Kind noch im Mutterleib zerstückeln zu lassen.
Wenn es zu einer Entscheidung kommen musste, würde es Furius Saturninus sein, der die Entscheidung über sein Eigentum traf und nicht Deirdre, die Mutter. Pytheas fragte sich, ob Deirdre das wusste. Ihm war bekannt, dass sie eine römische Sklavin war, doch sie selbst schien so unberührt von dem allem, so in sich selbst ruhend.
Die Chance, nicht schneiden zu müssen, war höher, wenn die Geburt kontrolliert eingeleitet wurde. Dies hatte Pytheas von seinem Lehrmeister Andromachus gelernt.
Er entschied, dass er es wagen würde:
"Ich meinte damit, deinem Kind etwas zu helfen, damit es das Licht der Welt erblicken kann. Nur ein ganz wenig. Es ist die Natur, die die Dinge geschehen lässt, doch zuweilen ist es gut, die Natur zu unterstützen. Es wäre wichtig, wenn später auch deine Hebamme dabei sein würde", er warf Rhea, der anderen Furiersklavin einen Blick zu. Er hoffte, sie würde die Frau herbeiholen, wenn es so weit war.
Pytheas zeigte Deirdre nun eine kleine Glasamphore, die mit Nelkenöl gefüllt war und ließ sie daran schnuppern:
"Gewürznelkenöl aus Indien", sagte er: " Dieses hier ist das allerbeste, nämlich aus den Knospen gewonnen. Hellbraune Farbe, würziger Geruch. Brennt auf der Zunge, wenn du es probieren möchtest", er lachte leise:
"Nelkenöl wirkt wehenfördernd. Wenn es bei dir gut wirkt, Deirde, würdest du heute schon dein Kind in den Armen halten können."
er mischte wenige Tropfen des Nelkenöls mit Olivenöl. Dann drehte er einen kleinen Bausch aus Leinen und tunkte ihn in die Mischung. Den Bausch zeigte er Deirdre und gab ihn ihr in die Hand:
"Dieser Tampon soll möglichst tief dort hinein, wo ich dich vorhin untersucht habe", sagte er: "Du kannst ihn selbst einführen. Auf diese Weise ist es hoffentlich für dich angenehmer. Und dann warten wir gemeinsam"
Er wollte seine Patientin ein wenig ablenken:
"Ist das Kind, welches du erwartest, denn von deinem Herren? Er sorgt sich nämlich sehr um Dich und möchte, dass es dir gut geht", fragte er.
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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