RE: Cubiculum | Gemach von Claudia Sabina
Ich hielt ganz still, während mir Anaxarete die Haare zu Locken drehte. Besonders gefährlich war der Pony. Ich hatte das Gefühl, sie würde meine Augenbrauen absengen. Nach einer gefühlten Ewigkeit war ich fertig. Anaxarete steckte die Ondulierstäbe wieder in ihre metallene Hüllen zurück und gab Nathaira die Zange in die Hand, mit der sie das Ganze wieder in der Amphore verstauen sollte:
"Sind die Calamistra noch warm, Argusrete?", nannte ich sie bei ihrem Spitznamen. Als sie nickte, sprang ich auf und nahm Nathairas kleine Hand:
"Wie niedlich du bist", sagte ich ehrlich entzückt: "Und ich sehe dir doch an, dass du fein frisiert werden möchtest? Bitte, Argusrete, bitte tu uns den Gefallen!"
Ich schaute meine Amme so lange in Grund und Boden, bis sie nachgab.
"Bitte!", sagte sie endlich und wies auf einen Schemel. Dort sollte sich die Sklavin hinsetzen.
"Du hast so schönes Haar, Nathaira", sagte ich: "Und nun musst du ganz still halten. Und wenn Argusrete fertig ist, suchen wir dir ein Kleid von den meinen aus. Das musst du anziehen"
Ich wusste nicht, was in mich fuhr. Ich war in Spiellaune. Ich vermisste vielleicht meine Puppen, die ich in Alexandria gelassen hatte und niemals auf dem Altar meiner Kindheit opfern durfte.
Und jetzt hatte ich irgendwie eine neue Puppe. Sie hieß Nathaira und war Linos Sklavin.
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