RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Ich bekam anfangs gar nicht mit, was er sagte, weil ich viel zu sehr damit beschäftigt war, ihn weiter zu streicheln, zu halten, zu küssen und wenigstens zu versuchen, ihn durch Körperlichkeiten an mich zu binden. Normalerweise konnte ich letzteres ja ganz gut, aber gerade jetzt versagte ich darin völlig und war wohl so verführerisch wie zu Garum vergärender Fisch.
Im Grunde hörte ich ihn erst richtig, als er sagte, dass er mich liebte. In dem Moment erstarrte jede Bewegung bei mir und ich hörte nur noch, wie er immer weitersprach und wie mein Herz so heftig pochte, dass es eine ganz anderer Art von Schmerz auslöste. Er sagte, er habe mich angelogen, und er nannte seine Frau jetzt Brin und nicht Flir. Und er wollte nicht, dass ich sie suchte, weil er mich liebte? Und schließlich kam er zu dem, was ich wohl gesagt hatte. Fruchtbarkeit. Das war es, weshalb er dachte, dass ich ihn nicht wollte?
Einen Moment saß ich ganz still, wartete, ob er noch mehr sagte, und versuchte all das zu ordnen. Erst, als nichts mehr kam, sah ich vorsichtig auf, zittrig fuhr meine Hand zu seiner kratzigen Wange und ich sah ihn an. Sicher sah ich furchtbar verheult aus. Da ich eigentlich nie heulte, hatte ich keine Ahnung, ob mein Gesicht davon aufquoll oder erstrahlte. Ich fürchtete das schlimmste, und trotzdem sah ich ihn eine Weile lang an und suchte einfach in seinen Augen. Ich wusste nicht einmal, wonach. Vielleicht noch einmal nach diesen drei kleinen Worten. “Du liebst mich?“ fragte ich ganz leise noch einmal nach und sah die Antwort in seinen Augen. Er schämte sich dafür. Wieder kamen ein paar Tränen bei mir, als ich ihn diesmal auf den Mund küsste, ganz sanft und mit all der Verwirrung meines Herzens darin, so lange, bis ich wirklich keine Luft mehr bekam und unsere Münder sich trennen mussten.
“Wenn es mir möglich wäre, zu heiraten, und Familie zu haben… Ich würde nur dich wollen, Owen. Ich hab noch nie für einen Mann so gefühlt, wie für dich. Und das macht mir Angst, und gleichzeitig will ich nicht, dass es aufhört. Ich will einfach nur bei dir sein. Immer.“ Ich sagte es leise und musste immer wieder leicht die Nase hochziehen, weil ich einfach die Tränen nicht dazu bringen konnte, aufzuhören. Wahrscheinlich war ich deshalb noch immer so verführerisch wie besagter Gärfisch. Aber ich konnte mich gerade einfach nicht mehr verstellen und wollte, dass er das wusste. Dass er wusste, dass er der einzige war, für den ich so fühlte, was auch immer es war, was ich fühlte.
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