RE: Auf dem Platz vor dem Thorianum- Hochzeit Marcus Sabinius Merula und Accia Prisca
Alle geladenen Gäste trafen nach und nach ein. Alle beglückwünschten sie uns und wünschten uns den Segen der Götter. Doch wenn ich nicht ganz den Überblick verloren hatte, war Florus noch immer nicht da. Selbst Mutter hatte sich in der Zwischenzeit eingefunden und schaute mit leuchtenden Augen zu uns herüber. Da wir die Hochzeit nun doch sehr kurzfristig angesetzt hatten, hatte meine Schwester und ihre Familie nicht zur Feier kommen können, was meine Mutter sehr bedauert hatte.
Gerade hatte Prisca Claudia Sabina begrüßt, die mit Lucretia gekommen war, als auch ich mich wieder den Gästen widmete. "Salve Claudia! Auch ich freue mich sehr über dein Kommen. Hab vielen Dank!" entgegnete ich ihr. Wie alle Gäste davor wünschte sie uns natürlich auch den Segen der Götter.
Unwesentlich später traf dann auch noch Tribun Iulius ein. Das freute mich besonders, dass er Zeit gefunden hatte, uns auf unserer Hochzeit zu beehren. Ich wusste selbst, wie schwierig es manchmal im aktiven Dienst sein konnte, sich für ein paar Stunden frei zu nehmen.
"Salve Tribun Iulius! Ich freue mich sehr, dass du kommen konntest!" Ich versuchte mich von meinem Stuhl zu erheben, um ihm gegenüber zu stehen zu können. Aber ich merkte gleich, wie wacklig ich auf den Beinen war, so dass Aratas aus dem Hintergrund hervortreten musste, um mich zu halten. Ah, wie ich dieses Bein verfluchte! Also ließ ich mich wieder zurück in den Stuhl fallen.
Endlich traf dann auch mein zukünftiger Schwager Florus ein. In seiner Uniform sah er sehr imposant aus und natürlich war er auch nicht alleine gekommen!
So wie ich Florus kannte, gab er sich nun als der gönnerhafter Schwager, der uns zunächst, wie alle anderen auch, gratulierte. Dann flüsterte er seiner Schwester noch etwas zu, was dazu führte, dass all ihre Freude aus ihrem Gesicht zu weichen schien. Auch wenn sie sie zu verbergen versuchte, indem sie zu Boden starrte, war es mir nicht entgangen. Diesmal versuchte ich es erneut, mich aufzurichten. Die beiden Sklaven waren auch sofort zur Stelle.
"Mein lieber Florus, ich freue mich auch sehr, dich von nun an nicht nur als Freund, sondern auch zum Schwager zu haben! Auf dass diese Verbindung fruchtbar und glücklich werde!", entgegnete ich ihm und umarmte ihn freundschaftlich. Allerdings war das nur gespielt, denn mein Blick, den ich Florus zuwarf, sagte etwas ganz anderes. Er sollte wissen, was ich inzwischen von ihm hielt.
Nun, nachdem alle Gäste anwesend waren, konnte endlich die Zeremonie beginnen. Ich hatte wieder Platz genommen und beobachtete, wie der Pontifex zu uns trat und das Opferferkel hergeführt wurde. Es sah wirklich drollig aus, doch daran konnte ich mich gerade nicht erfreuen. Ich musste zugeben, ich war sogar etwas nervös. Denn gleich würde es seinen letzten Atemzug tun. Dann würde sich herausstellen, ob wir die Gunst der Götter hatten.
Der Priester rief zur Ruhe auf, dann starb das Ferkel und... Ich konnte erleichtert aufatmen. Die Zeichen standen günstig!
Wieder sah ich zu meiner Mutter herüber und lächelte ihr zu. Sie kämpfte mittlerweile mit den Tränen vor lauter Rührung. Eine von Priscas Nachbarinnen hatte die Aufgabe der Pronuba übernommen und legte nun unsere beiden rechten Hände ineinander. Spätestens jetzt hielt sich meine Mutter nicht mehr mit ihren Tränen zurück. Die Gäste begannen zu applaudieren und ich schaute zu meiner Frau. Ich konnte es noch gar nicht richtig fassen. Wir waren verheiratet!
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