RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
Ihre Antwort versetzte mir einen Dämpfer. Natürlich gab es unendlich viele Gründe, nicht mit mir zu diesem Fest zu gehen. Einen, den ich als weniger bedeutend empfunden hatte, schien für sie essentiell zu sein. Weil sie Latinerin war! Vielleicht war es auch die Angst, dass man ihr etwas antat. Aber vielleicht hatten mich all die Tage, seit denen ich bei ihr war, blind dafür gemacht, welche Gräben es zwischen uns gab. Gräben, die wie selbst nicht errichtet hstten. Aber die einfach da waren und die auch nicht so einfach zu überwinden waren. Vielleicht aber war unsere Verbindung noch nicht stark genug, dass sie sich voll und ganz auf mich verlassen wollte oder konnte. Im Prinzip wusste sie nicht viel von mir. Eigentlich wusste sie fast gar nichts von mir. Nur dass ich eine Frau gehabt hatte und keine Kinder. Das ich Schmied war und dass ich Sklave geworden war, weil ich mich gegen Rom erhoben hatte.
Was mich jedoch tief traf, war der Grund, dass sie die Götter nicht um Fruchtbarkeit bitten wollte. Natürlich nicht! Warum sollte sie auch? Wenn sie von jedem Kerl schwanger wurde, mit dem sie schlief, konnte sie sicher bald einpacken. Mein Traum, dass sie mehr sein konnte für mich, zerbarst in tausend Scherben.
Ich nickte nur, ohne sie dabei anzuschauen, Eigentlich sah ich mir gerade eher den Boden an, als ihr ins Gesicht zu blicken. Denn auch ihr letzter Grund hatte es in sich und streute noch zusätzliches Salz in die Wunde. Es war zu gefährlich. Eigentlich hätte ich es selbst wissen müssen! Ich hatte es doch am eigenen Leib erlebt. Die römischen Soldaten waren unerbittlich, wenn man in ihren Fokus geriet. Offenbsar hatte es hier in der Gegend vor einigen Monaten einen Zwischenfall gegeben, von dem sie sprach.
Als sich plötzlich ihre Stimme änderte und sie ihren Satz nicht zu Ende sprach, sah ich erst wieder zu ihr auf. Doch sie wandte nun ihrem Blick ab. Ja, es war zu gefährlich. Ich sah es ein und ich musste es akzeptieren, dass es so war.
Sie zog einen ihrer Armreifen von ihrem Arm und drückte ihn mir in die Hand. Ich sollte ihr etwas schmieden, was aber eigentlich für mich sein sollte. Ich verstand nicht, wofür das gut sein sollte. Doch sie meinte, dieser Anhänger würde mir Schutz bieten gegen die Schikanen der Soldaten. Der Anhänger würde jedem zeigen, dass ich ihr Sklave war. Wieder nickte ich. Ja, ich hatte verstanden. Zum ersten Mal fühlte ich mich auch so, wie ein Sklave.
"Wir noch nach Ofen schauen! Wenn Ofen ist gut, dann Schmiede ist gut!" meinte ich und ging zur Tür. Eigentlich war es mehr eine Flucht. Ich musste hier weg, bevor noch mehr in mir kaputt ging.
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