“Bis jetzt schon. Und wenn nicht, kann ich dir immer noch einen Schuh an den Kopf werfen“, neckte ich ihn fröhlich, während ich mich anzog und versuchte, abzuschätzen, wie schlimm meine Frisur wohl zerstört war. Owain war wirklich ziemlich leidenschaftlich gewesen und ich glaubte nicht daran, dass alle Haarsträhnen unser kleines Intermezzo überlebt hatten. Dass ich mir eine Locke um den Finger wickeln konnte, bestätigte es mir. Ich seufzte leicht und öffnete das Haarband, um auch den Rest freizugeben. Das war vielleicht wild und unziemlich, sah aber sicher besser aus, als halb zerzupft.
Er fing dann also an, von diesem Beltane zu erzählen. Bei dem Wort Opfer konnte ich nicht anders, als kurz etwas zusammenzuzucken. Ich glaubte nicht, dass er mir hier jetzt von Menschenopfern erzählen wollen würde, aber er hatte auch eben gesagt, dass mir vielleicht nicht alles gefiel, was er so war und was er tat, also war da schon eine gewisse Unsicherheit.
“Was opfert ihr denn?“ fragte ich daher dann doch nach. Ich glaubte nicht, dass er mich anlügen würde, aber ich wollte es wissen. Es gab viel, was ich nicht wusste, wurde mir wieder einmal bewusst. Ich hatte Owain immer noch nicht wirklich über seine Vergangenheit ausgefragt. Das einzige, was ich bislang gefragt hatte, war, ob er schon einmal verliebt gewesen war, und ob er Kinder gehabt hatte.
Owain erzählte weiter von einer Vereinigung eines Gottes und einer Göttin, und einem Feuer und Tanzen. Letzteres klang ein wenig wie die
Parilia, die erst kürzlich gewesen waren, auch wenn wir sie nicht mitgefeiert hatten. Und das andere klang wie…
“Eine heilige Hochzeit? Wie bei Kybele?“ fragte ich ihn und merkte dann, dass er natürlich keine Ahnung hatte, wovon ich sprach.
“Der Priester und die Priesterin der Kybele vereinigen sich einmal im Jahr vor Zeugen.“ Als ich Owains zweifelnden Blick bemerkte, übersetzte ich es etwas weniger fein:
“Sie tun so, als würden sie miteinander ficken.“ Dass sie das in Wirklichkeit gar nicht konnten, göttliche Kraft hin oder her, musste ich jetzt nicht erklären. Aber der oberste Priester des Attis war natürlich wie alle seine Priester ein Mann, der sich selbst kastriert hatte. Und das ziemlich blutig und ziemlich komplett, so dass ich bei aller Liebe nicht glaubte, dass da tatsächlich irgendwas stattfand, was sehenswert wäre.