RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
Ob alles gut war, konnte ich nicht sagen. Dass es aber seltsam war, stand außer Frage. Aber ich war Profi, ich biss mich durch alles lächelnd durch, so auch hier. Trotzdem war ich dann doch froh, als ich festen Boden unter den Füßen hatte und das Pferd aufhörte, zu versuchen, meinem Hintern blaue Flecke zu verpassen. Nicht, dass es damit Erfolg hätte haben können, aber trotzdem.
Im Gegensatz zu mir schien Owain sich… zu freuen? Ich beobachtete, wie er alles anschaute und seine Augen immer strahlender wurden. Er nahm mich bei der Hand und führte mich nach drinnen, wo es, nunja, auch nicht so viel besser aussah. Der Boden war einfach nur gestampft und noch nicht mal mit Steinen oder irgendwas gepflastert. Es war nicht so, als ob es sowas nicht auch in Rom gäbe, aber eben nicht in den Häusern, die ich üblicherweise aufsuchte. Wie sollte man sowas denn sauber halten? Nur mit gestreuten Binsen? Dass Owain meinte, er müsse erst das Dach reparieren, macht die Sache nicht wirklich besser.
Aber er strahlte und meinte schließlich geradezu enthusiastisch, dass das Haus sehr gut sei und sogar ein Bett hätte. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich nicht testen wollte, ob Flöhe und Wanzen darin heimisch wären. “Dann gefällt es dir?“ fragte ich vorsichtig nach und vermied tunlichst, dass mein Gesicht meine Meinung äußerte, nachdem ich es schon so erfolgreich geschafft hatte, dass meine Zunge die für sich behielt. Na gut, leichte Zweifel waren wohl nicht zu übersehen, aber selbst von einer geübten Hetäre konnte man nur ein begrenztes Maß an Schauspielerei erwarten. Und außerdem war ich ja grade nicht im Dienst und wollte es bei Owain auch gar nicht sein!
Ich schaute mich nochmal etwas zweifelnd um. “Also, wenn es dir gefällt, es ist günstig und ich kann es lange pachten. Wenn es gut läuft, können wir es später vielleicht auch kaufen. Aber es ist halt schon ein gutes Stück bis nach Hause, und…“ Ich zuckte kurz mit den Schultern. Ich wollte nicht wie eine klammernde Geliebte rüberkommen, aber dass Owain so weit von mir weg sein würde, gefiel mir aus irgendeinem Grund jetzt nur bedingt.
Ich bemühte mich um ein Lächeln und sah ihn noch einmal an. Er schien das hier wirklich zu wollen. Vielleicht sogar mehr als unser schönes Haus mit dem glänzenden Terrazzoboden, der Heizung, dem Garten und meinem weichen Bett mit den vielen Kissen. “Würde dich das glücklich machen?“ fragte ich noch einmal. Denn auch, wenn mir so viel daran nicht gefiel, war das die eigentlich entscheidende Frage, die alles andere aufwog. Wenn es ihn glücklich machte, dann würde ich es tun. Ich wollte so sehr, dass er glücklich war.
|