Die großmutter von dem Nautius war Keltin? Nun, das war mal eine interessante Neuigkeit. Sie musste wohl die Tochter irgendeines Fürsten gewesen sein, die ehrenhalber in den Stand einer Römerin gesetzt worden war, so dass eine gültige Ehe zustande gekommen war. Trotzdem würde das wohl für die meisten, strengen Patrizier heißen, dass der nautische Stammbaum nun, nunja, befleckt war. Die Patrizier waren immerhin deshalb Patrizier, weil sie die ältesten, römischen Familien darstellten. Diejenigen mit Senatstradition, die die römischen Werte am meisten verkörpern sollten und daher den meisten Regeln unterworfen waren. Keltisches, also feindliches Blut, war da… nunja, ein Makel eben.
Ich nahm Saturninus Hand, als dieser sie mir anbot, und schenkte ihm ein Lächeln. Es wäre interessant, zu wissen, was er davon hielt. Natürlich nicht jetzt, vor dem Gast, aber wenn wir wieder einmal unter uns waren und wir ein Thema brauchten, um uns zu unterhalten. Über nichts redete es sich so leicht, wie über andere Leute.
“Und mir ist es eine Freude, dir eine Freude zu machen“, antwortete ich also möglichst charmant, während er mich zu seiner Kline geleitete, wo ich neben ihm Platz nahm und dem jungen Spiros ein aufmunterndes Lächeln schenkte. Man könnte meinen, der Furius sei ein wenig eifersüchtig, wenn er mir einen Sklaven als Mundschenk zur Seite gesellte, der kaum über die Kline gucken konnte. Noch etwas, was ich mir merken und damit kokettieren wollte. Aber erst einmal streifte mein Arm wie zufällig den seinen, als ich nach meinem Becher griff und mir stark verdünnten Wein einschenken ließ. Ich betrachtete die aufgefahrenen Speisen und lehnte mich flüsternd zu Saturninus:
“Asparagus? Hast du heute noch etwas vor?“ neckte ich ihn ganz leise und lächelnd. Immerhin galt Spargel als starkes Aphrodisiakum. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte oder schüchtern wäre. Aber diese Vorlage war zu gut, um sie nicht zu nutzen und hoffentlich auch sein Blut so ein klein wenig in Wallung zu bringen.
Kiki unterdessen hatte den Wink auch verstanden. Auch sie war zu professionell, um nun zu schmollen, weil Saturninus eine andere bevorzugte, sondern sie wandte sich strahlend lächelnd nun dem anderen Gast zu.
“Oh, ja, meine Kunst an der Flöte ist schon bald legendär“, stimmte sie beiläufig Saturninus zu und bei ihr klang diese Zweideutigkeit seltsam unschuldig, als wüsste sie gar nicht, wie man das so interpretieren könnte.
Sie kletterte zu Philus auf die Kline und lächelte ihn freundlich an.
“Salve, ich bin Kiki“, sagte sie noch einmal lächelnd, obwohl sie ja schon vorgestellt worden war, und grinste freudig, als er ihre Aufmerksamkeit auf die Eier lenken wollte. Er reichte ihr sogar eines.
Wahrscheinlich wär es feiner gewesen, es mit den Fingern zu nehmen, aber Kiki war etwas spielerisch drauf und der junge Mann so herrlich schüchtern, dass sie sich hinreißen ließ und direkt einen Bissen nahm, während er ihr das Ei noch hinhielt. Ihre Lippen und Zähne berührten dabei nur ganz leicht seine Finger, und sie schaffte es sogar, fast schüchtern zu erröten, während sie kaute und schluckte.
“Sehr lecker“, meinte sie mit gekonnt verlegenem und bewunderndem Blick, während sie auslotete, wie weit sie wohl gehen konnte, um noch als verführerisch und charmant zu gelten und den jungen Mann nicht ganz zu überfordern.