RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
Auch wenn Aglaia mir sehr deutlich zu verstehen gegeben hatte, wie vorteilhaft das Fehlen einer Hose sein konnte, ließ ich mich trotzdem nicht davon beirren, mir eine solche zu wünschen. Bevor wir Iscalis verlassen hatten, war ich nahezu von Kopf bis Fuß neu ausgestattet worden. Zwei Hosen hatte sie mir gekauft und neue Tuniken und Schuhe. Die Hose ließ ich gleich an, denn am Stadtausgang mietete sie ein Pferd, welches ich zunächst führte. Erst als die Lufr rein war, sprich als wir außerhalb der Stadt waren und sie niemand sehen konnte, hob ich sie auf das Pferd und hielt sie gut fest, als ich los ritt. Für sie musste es tatsächlich das Erste mal sein, dass sie auf einem Pferd saß. Man konnte ihr auch ansehen, dass ihr das sehr suspekt sein musste, diese Wackelparade. Erst Recht als das Pferd ein wenig schneller lief. "Alles gut?" erkundigte ich mich bei ihr, denn sie war so ungewohnt still und schien sich kaum zu bewegen.
Mit dem Pferd hatten wir die Strecke recht schnell geschafft. Vor uns sah man bereits die ersten Rundhäuser, die charakteristisch waren für unsere Dörfer. Einige waren aus Stein gebaut, andere wiederum aus Lehm. Für mich war das ein vertrauter Anblick und er stimmte mich ein wenig melancholisch, als ich an mein eigenes Heimatdorf denken musste. Aus manchen Häusern stieg der Rauch der Feuerstellen auf. Sie alle waren mit einer dicken Schicht Reet gedeckt und es schien fast so, als reiche das Dach bis hinunter zum Boden.
Im Dorf angekommen, folgte ich Aglaias Anweisungen, so dass wir auch bald die Schmiede erreichten. Es war ein Haus aus Stein, zwar nicht besonders groß aber auch nicht wirklich winzig. Mir viel sofort der Rennofen auf, der sich vor dem Haus befand. Mein Herz vollführte bereits jetzt schob Sprünge und meine Augen begannen wieder zu glänzen.
Vorsichtig ließ ich Aglaia vom Pferd gleiten, dann steig auch ich ab und betrachtete mir staunend die Schmiede. Aglaia aber schien ganz und gar nicht zu gefallen, was sie da sah. Sie redete sogar davon, sich nach etwas Besserem umsehen zu wollen.
"Aber es ist doch perfekt! Komm, lass uns von innen schauen!" Ich nahm sie bei der Hand und zog sie mit mir. Vorsichtig öffnete ich die Tür. Dann trat ich mit ihr ein. Alles sah so aus, als hätte bis vor kurzem hier noch jemand gelebt. Wahrscheinlich war dem auch so gewesen. Ich trat in die Mitte des Hauses und sah nach oben, um mir das Dach anzuschauen. Der Lehmboden war an manchen Stellen etwas feucht, was darauf schließen ließ, dass es mein letzten Schauer hereingeregnet hatte. Eigentlich sah es noch ganz gut aus. Aber dann stellte ich fest, dass es an manchen Stellen ausgebessert werden musste. "Da, Dach ist ein bisschen undicht. Aber nicht schlimm! Ich kann reparieren."
Als nächstes warf ich einen Blick in die Kisten, die mit Werkzeug gefüllt waren und zog einige Zangen, und einen Hammer heraus. Die Schmiede war gut bestückt und das Werkzeug war noch gut und würde sicher noch einige Jahre gute Dienste leisten. Dann ließ ich meine Hand über den Amboss gleiten und sah mich weiter um. Alles war noch in gutem Zustand. Ich nickte zufrieden und sah dann zu Aglaia, für die dieses Haus sehr befremdlich wirken musste. "Haus ist sehr gut! Viel Werkzeug, viel Platz und es gibt sogar Bett!" Ich zeigte auf den Bettkasten im hinteren Teil und zog sie mit mir dorthin. Natürlich war das nicht mit ihrem Bett in ihrem Haus zu vergleichen. Der Bettkasten war mit Stroh gefüllt und darüber waren einige Felle von Schafen und Ziegen ausgebreitet. Ich hingegen fühlte mich einfach nur heimisch. "Das ist wie in mein Haus," versicherte ich ihr. Das Haus, in dem ich mit Bryn gelebt hatte, unterschied sich kaum von dem, in dem wir uns gerade befanden.
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