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Pytheas war das erste Mal in Cheddar. Die Kelten hatten ihre eigenen Behandlungsmethoden und glaubten auch, dass ein griechischer Medicus zu teuer für sie wäre - wenn sie überhaupt römisches Geld besaßen. Das er auch noch der behandelnde Medicus im Bergwerk war, trug nicht gerade zu seinem guten Ruf bei.
Nun sollte er nach einer Furiersklavin sehen, die in diesem Dorf und nicht unter dem Dach ihres Herren lebte, was zugegebenermaßen doch ungewöhnlich war. Zumindest wenn es sich um eine Frau und keinen Handwerker handelte. Handwerkern richtete man zuweilen eigene Werkstätten ein, damit sie mit ihrem schmutzigen Gewerbe ihre Herrschaften nicht störten.
Pytheas Eselin war ein gutmütiges Tier. Er hatte sie wegen ihres weißlichgrauen Fells
Leukophaia genannt. Es war selten, dass sie störrisch wurde und dann redete er ihr gut zu und meistens ging es weiter.
Als er die Rundhütten sah, kam ihm das erste Mal so richtig zu Bewusstsein, wie weit fort von Rom er doch war. Sie hatten etwas Urtümliches, nicht wie Häuser sondern wie bucklige Urwelttiere. Die wenigen Leute, die Pytheas erblickte, schlugen entweder die Augen nieder oder starrten ihn abweisend an.
Er stieg ab und führte sein Tier nun. Ein Haus tauchte auf, welches nach Pytheas Ansicht das einzige Gebäude war, das in Cheddar den Namen "Haus" verdiente. Es sah
römisch aus.
Pytheas hatte das Schreiben des Furius als Legitimation dabei und beschloss, dort nach
Brigantia zu fragen.
Furius Saturninus grüßt Flavianus Pytheas
Im Dorf Cheddar lebt eine Sklavin von mir, die Brigantia oder mit ihrem eigenen barbarischen Namen Deirdre gerufen wird. Für sie benötige ich bitte, solange sie es für notwendig und richtig hält, deine Dienste als Medicus. Ich schicke Dir mit diesem Knaben eine Anzahlung von fünfundzwanzig Denaren und erwarte, dass Du dich so bald wie möglich auf den Weg machen kannst.
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Er klopfte an die Tür des Hauses.