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Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
04-19-2023, 10:11 PM,
Beitrag #8
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Es war nicht zu übersehen,das etwas in ihr vorgegangen war, als ich ihr vom Verliebtsein erzählt hatte und dann, kurze Zeit später, weiter von Bryn, meiner Frau, gesprochen hatte. Sie hatte sich von mir zurückgezogen, lag nicht mehr auf meiner Schulter, sondern auf dem Kissen. Auch ihre Hand hatte sie zurückgezogen und hielt sie nun schützend vor sich. Es musste ihr so weh getan haben, dass womöglich etwas in ihr gebrochen war. Ich kannte einen solchen Schmerz sehr gut! Die ersten Tage, nachdem ich von Bryn getrennt war, dachte ich, ich müsse sterben oder den Verstand verlieren. Irgendwann hatte er nachgelassen, als die Gewissheit zu mir durchgedrungen war, dass ich sie niemals wieder sehen würde. Von da an, hatte ich mich in mich selbst zurückgezogen, wie es Igel taten. Von da an ließ ich alles mit mir geschehen. Alles um mich herum war mir gleichgültig geworden, denn nichts, außer meinen Erinnerungen vielleicht, hatte noch einen Wert.  So war es, bis ich zu ihr kam. Sie hatte alles verändert. Das war mir nun klar. Sie hatte es nicht verdient, dass sie nun so litt!

"Aglaia", wiederholte ich leise ihren Namen leise, denn sie wollte nicht, dass ich sie Domina nannte. Das hätte die Gräben zwischen uns nur noch weiter aufgerissen und irgendwann unüberwindbar gemacht. Ich hätte sie nun gerne wieder zu mir hergezogen, denn sie wirkte nun so verloren. 
Dann aber fragte sie mich, ob ich wüsste, was sie war. "Ja, ich weiß," antwortete ich und nickte. Das hatte ich spätestens am zweiten oder dritten Tag hier in ihrem Haus verstanden. Sie schlief mit verschiedenen Männern für Geld. Es war für sie ein ganz normaler Beruf, so wie es für mich das Schmieden von Schmuck gewesen war. Scheinbar machte sie ihren Beruf auch gut, denn sie hatte täglich Kunden, die zu ihr wollten. Ob ich das gut fand, das zu beurteilen stand mir nicht zu!
Sie sprach weiter und ließ scheinbar alles heraus, was ihr auf dem Herzen lag. Alles, was dazu geführt hatte, was sie heute war. Auch sie war verkauft worden. Noch schlimmer, sie wurde von ihrer eigenen Mutter und ihrem Großvater verkauft. Von da an war es zu ihrem Alltag geworden, dass sie ihren Körper für Geld hergab. Sie hatte gelernt, was sie tun musste, um Männer zu verführen. Das hatte ich am eigenen Leib erlebt. Und sie tat es für ihre Familie. Also auch für mich, denn ich gehörte ja nun auch dazu. Ich hatte mehrmals schlucken müssen, als sie so erzählt hatte. Als sie mir deutlich machen wollte, weshalb sie noch nie verliebt war. Was sollte ich dazu sagen? Sie bemitleiden, was für ein furchtbares Leben sie doch hatte? Nein, auch das stand mir nicht zu!
"Liebe kommt einfach, auch wenn du denkst, du kannst nicht lieben," sagte ich. "Schau einfach in dein Herz!" Ich nahm ihre Hand und führte sie zu der Stelle auf meiner Brust, wo mein Herz schlug.
Ihre nächsten Fragen überraschten mich dann. Die Frage, wer mich versklavt hatte, konnte ich ihr nicht beantworten. Ich kannte weder die Namen der Soldaten und deren Anführer, noch kannte ich ihre militärischen Ränge. "Ich weiß nicht. Es war alles so chaotisch. Sie kamen in Dorf und scheuchten alle aus Häuser heraus. Die jungen und kräftigen Männer und Frauen nahmen sie mit. Die Alten und Kinder, die zu klein waren, ließen sie zurück." Ich war an diesem Tag so froh gewesen, dass wir noch keine Kinder hatten!
Die Frage nach dem Namen meiner Frau hätte ich ihr beantworten hönnen, aber das wollte ich nicht. Sie sollte sich nicht noch mehr quälen und nach Bryn suchen müssen. "Fflur. Ihr Name war Fflur," sagte ich knapp. Fflur war der Name einer Sagengestallt, die von den Römern verschleppt worden war, als sie zum ersten Mal in Britannien gewesen waren. Ihr Geliebter hatte sie befreit und 6000 Römer getötet. Doch die Römer waren wieder gekommen und hatten sich bitter gerächt.
Nun zog ich sie ganz zu mir und legte meinen Arm um sie und küsste sie. "Du bist auch in mein Herz, denn du hast mich gerettet!" Dafür würde ich ihr ewig dankbar sein. Ganz gleich was passierte.
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