RE: Das Triclinium - der Speisesaal
Mit einer angemessenen Verspätung, die aber noch als charmant gelten würde und nicht als unhöflich, kamen schließlich auch ich und Kiki bei der Villa Furia an. Ich fühlte mich seltsam zwiegespalten, schob es aber darauf, dass ich nervös war, weil ich doch das erste Mal die Villa betreten würde. Vor wenigen Wochen hatte Saturninus mich noch erst besser kennenlernen wollen, und nun lud er mich zu einer Cena. Gut, mich und Kiki, die einen Vertrauensvorschuss so genoss, von dem ich hoffte, dass sie diesen als eben solchen zu würdigen wusste.
Wir beide hatten uns in die feine Seide gehüllt, die Saturninus uns geschickt hatte. Beste Qualität, soweit ich das beurteilen konnte, und uns auf unsere Körper geschneidert nach römischer Mode. Oh, einfach war es nicht gewesen, eine Näherin aufzutreiben, die Seide nähen konnte und obendrein noch verstand, was ich meinte, als ich ihr meine Vorstellung kundtat. Aber nun steckte ich in einem blauen Hauch von Nichts, gehalten von zwei Fibeln an den schultern und einem dünnen Goldband, das um meine Taillie über Kreuz ging und unter der Brust in einem dünnen Band gehalten wurde, während Kiki ein ähnliches Kleid in cremegelber Farbe hatte, aber gehalten von einem beeindruckenden Gürtel mit grünen Steinen um ihre Hüften. Beiden Kleidern gemein war, dass sie zur Seite hin in Art eines Chitons offen waren, so dass jeweils das rechte Bein beim Gehen aus dem Stoff herausblitzte, während der fließende Stoff um unsere Waden wogte.
Wir wechselten im Eingangsbereich schnell auf eigens mitgebrachte Haus-Sandalae, die hoch am Bein geschnürt wurden in einem anmutigen Zickzack-Muster, ehe wir uns von einem Sklaven durch das Haus führen ließen. Kiki kicherte mädchenhaft aufgeregt, und auch ich lächelte, als wir uns dem Triclinum schließlich näherten und es betraten.
Saturninus und sein Gast waren natürlich schon da – die Verspätung also wohl bemessen – und machten es sich gerade, wie es aussah, bequem.
“Ich hoffe, wir kommen nicht zu spät?“ begrüßte ich mit meinem besten Lächeln und ging auf Saturninus zu, um ihn, wenn er mich ließe, mit einem Kuss zu begrüßen. “Kennst du schon meine Schwester Kiki?“, stellte ich ihm dann natürlich auch die Nubierin vor, die ihn ebenso strahlend anlächelte und den anhimmelnden Blick sehr gut beherrschte, wie ich bemerkte.
Aber natürlich konnte ich den Gast nicht unbeachtet lassen, insbesondere, da Saturninus ja gesagt hatte, dass er zwei von uns hier haben wollte, um den Gast zu unterhalten. Ich wandte mich also lächelnd dem jungen Mann zu, als ich kurz stutzte und blinzelte. “Ich kenne dich“, meinte ich und überlegte kurz. “Du warst auch auf dem Markt, nicht wahr? Nichts sagen, nichts verraten…. Nautius, richtig?“ Ja, in meinem Job merkte man sich besser Namen und Gesichter. Das brachte diverse Vorteile. Auch wenn der junge Mann sich auf dem Markt eher mit Claudia Sabina unterhalten hatte, wenn ich mich recht erinnerte.
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