RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Inzwischen hatte ich mich schon etwas eingelebt. Das römische Leben hatte tatsächlich so seine Vorzüge, hatte ich gelernt. Warmes Wasser und Heizung waren nur ein Teil dessen, was ich inzwischen zu schätzen gelernt hatte. Sie hatten auch unterschiedliche Zimmer für unterschiedliche Funktionen. Ein Zimmer in dem man schlief, ein Zimmer in dem man aß und in Gesellschaft sein konnte. Ja, inzwischen hatte ich herausgefunden, was ein Triclinium war! Die Römer bannten ihre Geschichten in geschriebene Wörter auf Papier. So konnte man sie immer und immer wieder lesen. Allerdings konnte ich beides nicht, weder lesen noch schreiben. Doch ich konnte der Domina, so nannte ich sie inzwischen, meine Geschichten erzählen, ohne dass ich lesen musste.
Sie war immer noch wissbegierig und wollte immer mehr keltische Wörter hören. Aber auch ich machte langsam Fortschritte. Ihr vieles Geplapper sorgte dafür, dass ich mit lateinischen Begriffen regelrecht zugeschüttet wurde. Immer blieb etwas hängen und so erweiterte sich mein Wortschatz stetig.
Aber auch wir hatten uns noch weiter kennengelernt und wussten nun voneinander, wo die Vorlieben des anderen jeweils lagen. So wurden unsere gemeinsamen Nächte und die gemeinsamen Stunden am Tag zu wahren Sternstunden der Lust. Ja, ich war verrückt nach ihr und ich konnte mir auch gar nicht mehr vorstellen, ohne sie zu sein. Ich hätte wirklich alles für sie getan, wenn sie es mir gesagt hätte. Doch meistens überlies sie mir selbst die Entscheidung. Das hatte den Vorteil, dass ich sie immer und immer wieder überraschen konnte.
Ich dankte den Göttern, dass das Schicksal mich hierher geführt hatte. Man hörte ja immer wieder schlimme Gechichten darüber, wie manche Römer ihre Sklaven behandelten. Ich hätte es wirklich nicht besser treffen können! Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich einmal solche Gefühle für eine von ihnen entwickeln könnte. Ich hoffte nur, dies würde mir nicht irgendwann einmal zum Verhängnis werden. Ich wusste nicht, ob man das schon Liebe nennen konnte, was ich für sie empfand. Am Anfang war es einfach nur die pure Lust gewesen. Ihr Aussehen und ihr Gebahren hatten mich von ersten Tag an erregt und eingentlich tat es das immer noch. Doch inzwschen war noch etwas anderes hinzugekommen. Etwas, was ich nicht richtig fassen konnte.
Erst wenige Minuten zuvor hatten wir uns wieder getrennt, nachdem wir uns gerade innig geliebt hatten. Ich war noch ganz verschwitzt und meine Atem hatte sich wieder beruhigt. Ich fühlte mich wohl, noch eine Weile bei ihr zu liegen. Ich hatte dabei die Augen geschlossen und genoss einfach den Augenblick. Sie lag auf meiner Schulter und ich hatte im einen Arm um sie gelegt. Hin und wieder küsste ich ihre Stirn und sie tat, was sie oft tat, wenn wir uns gegenseitig unserer Lust ergeben hatten. Mit ihren Fingern malte sie wieder Kreise auf meine Brust. Ich wusste, wenn sie das tat, hatte sie etwas auf dem Herzen oder es beschäftigte sie etwas.
"Hmm?", brummte ich und schlug die Augen wieder auf, nachdem sie meinen Namen sagte. Die Frage, die sie mir dann stellte, ließ mich einmal tief durchatmen. Bisher hatte sie es peinlichst vermieden, nach der Zeit 'davor' zu fragen. Doch jetzt tat sie es zum ersten Mal. Ich wollte ehrlich sein und gab ihr eine ehrliche Antwort.
"Ja, ich war verliebt. Ich hatte Frau. Ich war mit ihr zusammen, seit wir Kinder waren." Ich hatte Bryn schon als Junge gern gemocht. Als wir älter wurden, war daraus noch etwas mehr geworden. Jeder wusste, dass wir eines Tage heiraten würden und das hatten wir dann auch getan.
|