RE: Das Tablinum
Varro lauschte der Geschichte mit steinernem Gesichtsausdruck. Er hatte nie etwas anderes erwartet. Als Madoc geendet hatte, bot er dem Sklaven endlich den Platz zum Sitzen an, ehe er sprach:
"Dein Schicksal, wenngleich tragisch, unterscheidet sich nicht wesentlich von jenem vieler anderer Sklaven. Sie alle haben tragische Geschickten zu erzählen. Ich kann den Hass, den du spüren musst, durchaus nachvollziehen. Doch du musst auch verstehen, diese Zeiten sind vorbei. Du bist kein freier Mann mehr. Kein Rebell. Und auch wenn ich persönlich deinen Mut bewundere, dich mit einem Lanista anzulegen und auch noch davon erzählen zu können, gehörst du jetzt mir. Und ich will, dass du weißt, dass dies ein weit besserer Ausgang von dem ist, was sonst hätte geschehen können. Du wirst eine gute Stelle bekleiden und Ansehen unter meinen Sklaven erhalten, Geld und Weiber, wenn du es wünschst. Das ist weit mehr, als jeder deiner Genossen in der Mine behaupten kann. Und wer weiß, vielleicht findest du ja irgendwann deine Schwester.
Ich weiß jedoch eines: Ziehst du den Plan in der irrigen Annahme durch, du würdest einen Schlag gegen mich überleben, ist diese Chance und die Chance, jemals wieder frei zu sein, für immer dahin."
Auch Varro nahm sich nun von dem Wein und nahm einen Schluck.
"Du bist kein dummer Mann, daher gehe ich davon aus, dass du die Logik meiner Worte durchaus erkennst. Du wirst mir da einfach vertrauen müssen. Ebenso, wie ich dir vertrauen müssen werde, wenn du einst mich und meine Familie schützen wirst. Du wirst deinen Hass einfach ertragen müssen."
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