RE: Nathaira wird verkauft
Wie fast an allen Verkaufstagen wartete Mallius Mango etwas, bis der Markt sich auch mit höhergestellten Leuten oder zumindest doch ihren Angestellten füllte, bevor er mit dem Verkauf begann. Das solange seine Sklaven Hunger und Durst leiden mussten, weil er es nicht mochte, wenn sie ein menschliches Bedürfnis überkam, war ihm gleich.
Wenn er merkte, dass ihm einer ganz und gar aus den Latschen zu kippen drohte, ließ er sie aus einem Schwamm, der ihnen mit einem Stock gereicht wurde, etwas Posca zutzeln.
Nun waren da die Wirtin mit ihrer Kinderschar, ein junger Mann an Krücken und mit Sklaven, was doch auf einigen Wohlstand schließen ließ und sogar zwei Patrizier, die er allerdings schon kannte. Der Verfressene mit den Datteln hatte ihm mal mit der Steuerfahndung gedroht, und der andere, ein hohes Tier beim Militär, damit, ihm den Laden ganz gleich zu schließen. Mit denen war nicht gut Kirschen zu essen.
Mango beschloss, nachdem er zwei Küchenmägde an den Mann oder besser an die Frau gebracht hatte, nun die Stumme, die auf ihn wirkte, wie ein Lämmchen, das zur Schlachtbank geführt werden sollte, zu versteigern:
"Hochverehrte römische Mitbürger, liebe Kelten, hört mich an: Nun hier eine Jugendliche, die zum ersten Mal zum Verkauf steht! Fügsam ist sie, das merkt man, hübsch ist sie, das sieht man, und die Amphore ist noch nicht entkorkt, hehe, die Herren hier wissen, von was ich spreche!"
Mango machte nach seiner ziemlich plumpen Anspielung eine Pause, griff hinüber und hob das Gesicht von Nathaira etwas an:
"Grüne Augen mit goldenen Sprengeln, das ist was Besonderes! Dazu das schwarze Haar! Aber das Beste kommt erst noch: Den allmächtigen Unsterblichen hat es gefallen, diese Jungfrau mit Stummheit zu schlagen.
Das bedeutet, dass kein Geheimnis eures Cubiculums, keine Rede aus eurem Dienstzimmer und kein Seufzer in euren Betten je nach außen getragen wird! Kein Dienstbotenklatsch! Kein unnützes Geplapper! Nur hundert Prozent Hingabe und Verschwiegenheit, denn schreiben kann Nathaira auch nicht.
Und da ihr, verehrtes Volk von Iscalis, von allen Bewohnern der Städte der Provinz Britannia absolut zu meinen Lieblingskunden zählt, starte ich die Auktion für dieses Göttergeschenk nicht bei fünfhundert Sesterzen, auch nicht bei vier, drei oder zweihundert.
Nein: Startpreis Hundert Sesterze für Nathaira, das ewig verschwiegene Lämmchen, nur hundert Sesterze!
ihr habt richtig gehört! Wer gibt das erste Gebot ab? Nur hundert Sesterze!"
Die Rede hatte Mallius Mango angestrengt, er ließ sich ein Schweißtuch reichen und trocknete sich die Stirn ab, während seine Schweinsäuglein die potentielle Kundschaft taxierten.
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