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Normale Version: Nathaira wird verkauft
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- Das Schweigen des Lamms - 

Marinus war der Deckname eines Flusspiraten, der ab und zu dem Sklavenhändler Mango mit Ware dienen konnte. Marinus war nicht wirklich Sklavenlieferant. Er nahm mit, was der Fluss ihm gab: Fische, Treibgut, Ware, ab und zu auch einen Jüngling oder ein junges Mädchen, die unvorsichtig genug waren, außer Rufweite und alleine am Ufer zu spielen. 
Manchmal überließen ihm Leute auch für wenige Münzen ihre Kinder. Sei es aus wirklicher Armut heraus, sei es, weil sie einen unnützen Esser weniger haben wollten. So hatte er oft drei, vier, fünf junge Sklaven an Bord, bevor er bei Iscalis anlegte. 

Heute hatte Marinus ein junges Mädchen dabei, gefesselt, das mit gesenktem Kopf vor ihm stand. Mango warf ihr einen Blick zu: Keltin, für die Küche oder als Dienstmädchen geeignet, dachte er, ganz hübsch, halbwüchsig, 16, 17 Jahre alt schätzte er:
"Noch Jungfrau?", fragte er Marinus, bei den groben Piraten konnte man nie wissen. Aber Geschäft ging vor, der Mann nickte.
"Ausgezeichnet"nun schenkte Mango ihr einen zweiten Blick. Vielleicht würde auch ein patrizischer Haushalt funktionieren. Zarte, ansprechende Gesichtszüge, schwarzes Haar und die Augen ein Kontrast dazu.
"Nun, mein Täubchen", redete er die Sklavin direkt und hob ihr Gesicht an: "Wie heißt du?"

"Ähem. Die Frau ist stumm, o Mallius Mango. Man sagte mir, dass sie Nathaira heißt. Ihre Familie wollte sie wohl loswerden", mischte sich Marinus ein.
Mango griff sich an den Kopf:
"Bei den Göttern der Unterwelt, von allen Keltinnen schleppt der mir eine an, die stumm ist!", rief er aus:
"Was soll ich damit? Für was ist sie gut? Am besten schicke ich sie gleich ins Bergwerk"
Die Minen des Ritter Balventius schwebten wie ein Damoklesschwert über allen Sklaven von Iscalis. Aufrührer, Rebellen und Ware, die er nicht losbekam, wurden von Mango im Dutzend dorthin verkauft: Die Männer zur harten Arbeit, die Frauen, wenn sie jung und hübsch waren, ins Minenbordell. Bei beiden betrug die Überlebensrate nur Wochen oder Monate.

Wieder fiel Mangos Blick auf die junge Sklavin. Vielleicht konnte er die Hübsche doch noch gewinnbringend verkaufen, wenn er ihr Handicap in etwas Positives wendete. Sie hatte schöne, ausdrucksvolle Augen. Außerdem gab es viele Aufgaben, die ohne zu sprechen erledigt werden konnten. 

Dennoch behielt er seine kummervolle Miene bei und bezahlte an Marinus nur ein Minimum.

Kaum war der Pirat gegangen, ließ Mango durch seinen Graveur auf ihren Titulus Folgendes prägen:

Keltische Jungfrau
bisher genannt Nathaira
wohlgestaltet und gesund 
etwa 17 Jahre alt
Bonus: Verschwiegen und treu, 
spricht nicht, 
kann auch nicht schreiben
Geheimhaltung und Vertraulichkeit garantiert

Da Nathaira als Sklavin frisch aus der Provinz kam, wurden ihre Schienbeine bis zu den Knien weiß angemalt.
Weiß wie unberührt. Weiß wie Unschuld.

Und schon am gleichen Tag stand die junge Keltin zusammen mit anderen zumeist älteren Frauen  auf dem Sklavenmarkt zum Verkauf.
-Das Schweigen des Lamms-
Das Ende ihrer Reise nahte, dies spürte Nathaira instinktiv. Auch wenn sie nicht wusste, woran sie dieses Gefühl festmachte. Sie spürte es eben. Und den anderen erging es nicht anders. Denn die Blicke der anderen drückten etwas ähnliches wie Hoffnung aus. Ein Gefühl welches Nathaira nicht verspürte. Als sie von Bord gescheucht wurde, strauchelte die junge Keltin und wäre beinahe zu Boden gestürzt. Den Göttern sei gedankt wahrte sie ihr Gleichgewicht, in dem sie einen Ausfallschritt zur Seite machte und sich die Kette an ihren Handfesseln dadurch straffte. Rasch beeilte sie sich in das Glied zurück zu treten und heftete ihren Blick auf den Rücken vor sich. Im Gänsemarsch ging es schließlich voran, wobei Nathaira als einzige übrig blieb, als Marinus den Sklavenhändler Mango erreichte.

Ihren Kopf hielt die junge Keltin gesenkt, als die beiden Männer das feilschen um ihre Person begannen. Denn nur weil sie nicht sprach, bedeutete dies nicht, dass sie auch etwas an den Ohren hatte. Und eben jene Ohren spitzte Nathaira, damit ihr auch kein einziges Wort entging. Als der Sklavenhändler schließlich auf sie zutrat und ihr Gesicht zu sich drehte, blickte Nathaira ihm direkt entgegen. Auch wenn sie ihren Blick am liebsten gesenkt hätte, so war ihr dies doch nicht vergönnt. So konnte er zumindest einen Blick in ihr Gesicht erhaschen und erkennen, dass goldene Sprenkel in ihren grünen Seelenspiegeln tanzten.

Die Tatsache, dass sie stumm war, schien dem Sklavenhändler nicht zu gefallen. Oder wieso sonst sollte er sich in dieser gar theatralischen Bewegung an den Kopf greifen? Bei dem Wort Bergwerk überlief Nathaira ein eisiger Schauer und eine Gänsehaut begann sich auf ihrem Körper auszubreiten. Das Bergwerk konnte nichts gutes bedeuten. Schließlich wechselte ein Beutel Münzen den Besitzer und der Graveur trat vor Nathaira. Was hatte dieser nur vor? Im nächsten Moment wurden Worte auf ihrem Titulus geprägt. Und als wäre dies noch nicht genug, wurden ihre Schienbeine bis zu den Knien weiß angemalt. Was hatte das alles zu bedeuten? Pure Verwirrung zeichnete sich auf Nathairas Gesichtszügen ab, während in ihren Augen die nackte Angst schwelte.
Ich war heute mit der ganzen Kinderschar auf dem Markt und nur sechs Monate nach der Entbindung der Zwillinge war ich bereits schon wieder guter Hoffnung seit kurzem. Die arme Samira wurde kaum mit den bereits vier vorhandenen Kindern fertig, also beschloss ich erneut auf den Markt zu gehen um nach Hilfe zu suchen. Ein weiteres Paar Hände wäre nicht das Schlechteste. So trug ich den kleinen Geminus und Samira hatte Gemina auf dem Arm, als wir mit Antonina und Camilla im Schlepptau am Markt ankamen. 

Der zwielichtige Sklavenhändler hatte erneut Ware erhalten und die Gestalten sahen wie immer jämmerlich aus. Ich hatte schon Mitleid mit den Geschöpfen, so wie sie da herumstanden und angestarrt wurden. Ein junges Mädchen stand am Anfang der Reihe und ich trat näher um ihren Titulus zu lesen. Stumm? Das war ein Problem für eine Taverne, aber ich konnte sie bestimmt gebrauchen für die Kinder, Küche und den Haushalt. Ich beschloss also den Anfang der Auktion abzuwarten und wiegte meinen Sohn stolz im Arm bis dahin.
Cato war wieder einmal auf dem Sklavenmarkt erschienen. Er musste sich allmählich wirklich um seien Sklavenbestand kümmern, wenn Sabina zu ihm kommen würde musste die villa wenigstens ein wenig einladen aussehen. ER schaute sich um, die Ware und das Publikum war ja recht mager. Da war ja auch die Frau mit den vielen Blagen. Tabernen Wirtin war sie. Da musste man ja nicht lange Fragen wo die vielen Blagen her kamen.
Hatte er das jetzt richtig mitbekommen die eine da war stumm. Das passte doch, da hielt sie wenigstens ihre Klappe, so ein Weibchen konnte er brauchen.
Dieses mal würde er aber vorerst nicht sein Interesse zeigen. Abwarten war heute sein Devise.
Saturninus nahm wieder einmal die Abkürzung mit den gefüllten Datteln, für die er eine Schwäche hatte. Auch er sah einen Moment zu dem jungen Mädchen hin, das zum Verkauf stand. Eigentlich bräuchte er wieder eine Cubicularia, eine Kammerdienerin. Die Stelle war vakant, seit Deirdre fort war. Aber ein stummes Mädchen....ach nein. Seine Brigantia hatte während der Arbeit gesungen wie ein Vögelchen. Er vermisste ein wenig ihre schwermütigen Lieder. Nein, eine Stumme kam für ihn nicht in Betracht, sie sollte singen können.
Wie viele Römer hatte Saturninus Abscheu vor körperlichen Verstümmelungen, selbst bei Sklaven. Das unterschied sie beispielsweise von den Parthern, die ihre Sklaven je nach Bedarf blendeten, kastrierten, ihnen einen Fuß zertrümmerten, damit sie nicht weglaufen konnten oder ihnen eben auch die Zungen herausschnitten. Aber ein stumm geborenes Mädchen war etwas anderes, denn das war der Wille der Götter.
Sie war nicht für sein Zuhause geeignet, aber vielleicht wäre sie es als Serviersklavin für die Schreibstube im Statthalterpalast? Sie konnte weder lesen noch erzählen, was sie zu sehen bekam, was bei dieser Arbeit nur ein Vorteil wäre. 

Saturninus blieb stehen. Da sah er auch Iulius Cato und hob grüßend die Hand. 
Mango verkaufte das Mädchen, das letzte Mal hätte der Furius sich mit dem Sklavenhändler wegen eines Kelten, den Aglaia hatte kaufen wollen, beinahe angelegt. Mal sehen, was der alte Halsabschneider für die Stumme herausschlagen wollte.....
Der Morgen hatte ohne Regen begonnen. Stattdessen hatten mich die Strahlen der Sonne wachgeküsst. Auch meinem Bein gefiel der Wetterumschwung. Dass es nun endlich Frühling wurde, beschwingte mich noch zusätzlich, nicht noch einen Tag im Bett zu verbringen. Ich wollte wieder hinaus, das Haus verlassen, Menschen treffen, etwas schönes kaufen für meine Prisca! All das wollte ich, am besten sofort. Jedoch erinnerte mich mein Bein wieder daran, dass alles seine Zeit brauchte und dass ich noch immer auf die Hilfe von Aratas und Midas angewiesen war. So akzeptierte ich, dass eben alles etwas langsamer passieren musste, dennoch war aber das Ziel gleich geblieben.
Gemeinsam mit den beiden Sklaven - Aratas, der mich stützte und Midas der meine rechte Hand war (da diese sich ja an einen Gehstock klammern musste) - verließ ich das Haus. Wir liefen zielstrebig zum Markt, wo ich sofort auf den Stand des Sklavenhändlers aufmerksam wurde. Mallius Mango war wieder mit frischer Ware in der Stadt. Hin und wieder konnte man bei ihm einen Glücksgriff machen, hatte ich mir sagen lassen. Denn so oft kaufte ich keine neuen Sklaven. Die Sklaven in der Casa Sabinia waren nahezu alle, bis auf wenige Ausnahmen, miteinander verwandt. Ursprünglich hatte meine Mutter einige wenige von Rom mitgebracht, als sie mit meinem Vater vermählt worden war. Diese hatten sich dann mit seinen Sklaven gekreuzt und deren Kinder hatten wiederum neue Kinder produziert. Hin und wieder waren neue Sklaven hinzugekauft worden, um die Blutlinie aufzufrischen. Der letzte Neuzugang war unser Ianitor  Pacorus gewesen, ein Sklave, der ursprünglich aus Parthia stammte. Er hatte zusammen mit Invicta, einer Tochter unserer Köchin, Beatus in die Welt gesetzt, der sich inzwischen zu einem vielversprechenden Cursor entwickelte.
Hin und wieder mussten wir auch einige unserer Sklaven verkaufen, was glücklicherweise nur sehr selten geschah und auch vorher gut überlegt war. Jeder Sklave in der Casa bedeutete auch einen Esser mehr. So war jeder von ihnen angehalten, seinen Teil dazu beizutragen, damit sie ein Teil der familia bleiben konnten.
Gemeinsam mit den beiden Sklaven trat ich näher heran, um mir die Ware besser aunschauen zu können. Es waren hauptsächlich Frauen, die er zum Kauf angeboten hatte. Da für meine zukünftige Frau nur eine Sklavin in Frage kam, studierte ich zunächst einmal die Tituli, die die Frauen um den Hals hängen hatten. Danach besah ich mir ihre Erscheinung. "Mhm," machte ich nachdenklich und wandte mich dann kurz ab. Dabei fiel mir der Tribun Iulius ins Auge, den ich noch aus der Zeit vor meinem Unfall her kannte. Auch wenn ich nun ein Veteran war und nicht mehr aktiv im Dienst war, gebot es der Anstand, den Tribun zu begrüßen. So lenkte ich meine beiden Sklaven in seine Richtung. "Salve, Tribun Iulius! Ein schöner Morgen für einen Besuch auf dem Mark!"
Wie fast an allen Verkaufstagen wartete Mallius Mango etwas, bis der Markt sich auch mit höhergestellten Leuten oder zumindest doch ihren Angestellten füllte, bevor er mit dem Verkauf begann. Das solange seine Sklaven Hunger und Durst leiden mussten, weil er es nicht mochte, wenn sie ein menschliches Bedürfnis überkam, war ihm gleich. 
Wenn er merkte, dass ihm einer ganz und gar aus den Latschen zu kippen drohte, ließ er sie aus einem Schwamm, der ihnen mit einem Stock gereicht wurde, etwas Posca zutzeln. 

Nun waren da die Wirtin mit ihrer Kinderschar, ein junger Mann an Krücken und mit Sklaven, was doch auf einigen Wohlstand schließen ließ und sogar zwei Patrizier, die er allerdings schon kannte. Der Verfressene mit den Datteln hatte ihm mal mit der Steuerfahndung gedroht, und der andere, ein hohes Tier beim Militär, damit, ihm den Laden ganz gleich zu schließen. Mit denen war nicht gut Kirschen zu essen. 

Mango beschloss, nachdem er zwei Küchenmägde an den Mann oder besser an die Frau gebracht hatte, nun die Stumme, die auf ihn wirkte, wie ein Lämmchen, das zur Schlachtbank geführt werden sollte, zu versteigern:

"Hochverehrte römische Mitbürger, liebe Kelten, hört mich an: Nun hier eine Jugendliche, die zum ersten Mal zum Verkauf steht! Fügsam ist sie, das merkt man, hübsch ist sie, das sieht man, und die Amphore ist noch nicht entkorkt, hehe, die Herren hier wissen, von was ich spreche!"

Mango machte nach seiner ziemlich plumpen Anspielung eine Pause,  griff hinüber und hob das Gesicht von Nathaira etwas an:

"Grüne Augen mit goldenen Sprengeln, das ist was Besonderes! Dazu das schwarze Haar! Aber das Beste kommt erst noch: Den allmächtigen Unsterblichen hat es gefallen, diese Jungfrau mit Stummheit zu schlagen. 
Das bedeutet, dass kein Geheimnis eures Cubiculums, keine Rede aus eurem Dienstzimmer und kein Seufzer in euren Betten je nach außen getragen wird! Kein Dienstbotenklatsch! Kein unnützes Geplapper! Nur hundert Prozent Hingabe und Verschwiegenheit, denn schreiben kann Nathaira auch nicht.
Und da ihr, verehrtes Volk von Iscalis, von allen Bewohnern der Städte der Provinz Britannia absolut zu meinen Lieblingskunden zählt, starte ich die Auktion für dieses Göttergeschenk nicht bei fünfhundert Sesterzen, auch nicht bei vier, drei oder zweihundert. 

Nein: Startpreis Hundert Sesterze für Nathaira, das ewig  verschwiegene Lämmchen, nur hundert Sesterze!
ihr habt richtig gehört! Wer gibt das erste Gebot ab? Nur hundert Sesterze!"

Die Rede hatte Mallius Mango angestrengt, er ließ sich ein Schweißtuch reichen und trocknete sich die Stirn ab, während seine Schweinsäuglein die potentielle Kundschaft taxierten.
Für die Patrizier war mein Vermögen nur Kleingeld, aber wenigstens fing dieAuktion niedrig an. Das Mädchen war erschwinglich für jemanden wie mich, also beeilte ich mich das erste Gebot abzugeben. 

"100 Sesterzen!" rief ich dem Sklavenhändler zu, bevor ich allerdings Camilla hinter her rennen musste, die gerade in das Gehege der Kühe klettern wollte, die in der Nähe aufbewahrt wurden. Ich brauchte wirklich mehr Personal!
Aus dem Augenwinkel bemerkte Nathaira, wie einem ihrer Mitsklaven ein getränkter Schwamm gegen die Lippen gehalten wurde, und der Sklave eifrig daran zu nuckeln begann. Auch Nathaira spürte wie ihre Lippen trocken wurden und sich ihre Kehle wie ausgedörrt anfühlte. So dass auch ihr der in Posca getränkte Schwamm gereicht wurde und die Keltin das Nass eifrig aus dem Schwamm saugte. Herrlich, durchzuckte es ihre Gedanken. Während sich allmählich eine Menschentraube vor dem Sklavenpodest bildete und Nathaira ihren Blick über die Gesichter gleiten ließ, die zu den angebotenen Sklaven, somit auch zu ihr, empor blickten. Dabei sollte ihr Blick keinesfalls so rüberkommen, als würde sie die potentiellen Kaufinteressenten mit ihrem Blick verscheuchen wollen. Und kaum wurde Nathaira bewusst, dass man ihren Blick auch so deuten könnte, senkte sie ihren Blick rasch und starrte auf ihre Füße.

Nachdem zwei Küchenmägde einen neuen Besitzer gefunden hatten, wurde Nathaira in die Mitte des Podestes geführt, so dass nun alle Interessenten einen besonders guten Blick auf die dunkelhaarige Keltin werfen konnten. Die Worte des Händlers klangen barbarisch in Nathairas Ohren, so dass sie tatsächlich errötete, als der Sklavenhändler erklärte, dass sie noch unberührt war. Ihre Wangen brannten und ihr Herz klopfte lautstark in ihrer Brust, während sie sich an einen anderen Ort wünschte. Zurück in ihr Dorf. Zurück zu ihren Eltern und ihren Geschwistern. Reines Wunschdenken des Mädchens. Bloß nicht hier verweilen, an diesem grausamen Ort.

Als der Sklavenhändler im nächsten Moment nach ihr griff und ihr Kinn etwas anhob, so dass die Kaufinteressenten einen besseren Blick in ihr Gesicht werfen konnten, zuckte Nathaira unwillkürlich zusammen und verspannte sich. Dabei bildete sich eine steile Falte zwischen ihren Augenbrauen, was ihr einen konzentrierten Gesichtsausdruck verlieh. Nachdem der Händler das Erstgebot nannte, erlosch eben jener konzentrierte Gesichtsausdruck und Nathairas Augen füllten sich mit Tränen. Bis dato hatte sie nämlich gehofft, dass der Sklavenhändler sich nur einen Scherz erlaubte und sie im nächsten Moment vom Podest führte. Das Erstgebot wurde tatsächlich aufgegriffen und die einzige Frau im Kreis der Neugierigen und Interessierten bot tatsächlich 100 Sesterzen.

Rasch ließ Nathaira ihren Blick über die Statur der Frau gleiten, die im nächsten Moment einem Kind nachrannte. So dass ein leichtes Lächeln über Nathairas Lippen huschte. Wenn diese Frau sie kaufte, dann hätte sie wahrlich ein besseres Leben, als wenn sie von diesen äußerst streng dreinblickenden Herren gekauft werden würde. So die wirren Gedanken Nathairas in diesem Moment. Sie dachte eindeutig zu viel. Doch nur, um ihre aufwallende Angst unter Kontrolle zu bekommen.
(04-10-2023, 09:00 AM)Marcus Sabinius Merula schrieb: [ -> ]Der Morgen hatte ohne Regen begonnen. Stattdessen hatten mich die Strahlen der Sonne wachgeküsst. Auch meinem Bein gefiel der Wetterumschwung. Dass es nun endlich Frühling wurde, beschwingte mich noch zusätzlich, nicht noch einen Tag im Bett zu verbringen. Ich wollte wieder hinaus, das Haus verlassen, Menschen treffen, etwas schönes kaufen für meine Prisca! All das wollte ich, am besten sofort. Jedoch erinnerte mich mein Bein wieder daran, dass alles seine Zeit brauchte und dass ich noch immer auf die Hilfe von Aratas und Midas angewiesen war. So akzeptierte ich, dass eben alles etwas langsamer passieren musste, dennoch war aber das Ziel gleich geblieben.
Gemeinsam mit den beiden Sklaven - Aratas, der mich stützte und Midas der meine rechte Hand war (da diese sich ja an einen Gehstock klammern musste) - verließ ich das Haus. Wir liefen zielstrebig zum Markt, wo ich sofort auf den Stand des Sklavenhändlers aufmerksam wurde. Mallius Mango war wieder mit frischer Ware in der Stadt. Hin und wieder konnte man bei ihm einen Glücksgriff machen, hatte ich mir sagen lassen. Denn so oft kaufte ich keine neuen Sklaven. Die Sklaven in der Casa Sabinia waren nahezu alle, bis auf wenige Ausnahmen, miteinander verwandt. Ursprünglich hatte meine Mutter einige wenige von Rom mitgebracht, als sie mit meinem Vater vermählt worden war. Diese hatten sich dann mit seinen Sklaven gekreuzt und deren Kinder hatten wiederum neue Kinder produziert. Hin und wieder waren neue Sklaven hinzugekauft worden, um die Blutlinie aufzufrischen. Der letzte Neuzugang war unser Ianitor  Pacorus gewesen, ein Sklave, der ursprünglich aus Parthia stammte. Er hatte zusammen mit Invicta, einer Tochter unserer Köchin, Beatus in die Welt gesetzt, der sich inzwischen zu einem vielversprechenden Cursor entwickelte.
Hin und wieder mussten wir auch einige unserer Sklaven verkaufen, was glücklicherweise nur sehr selten geschah und auch vorher gut überlegt war. Jeder Sklave in der Casa bedeutete auch einen Esser mehr. So war jeder von ihnen angehalten, seinen Teil dazu beizutragen, damit sie ein Teil der familia bleiben konnten.
Gemeinsam mit den beiden Sklaven trat ich näher heran, um mir die Ware besser aunschauen zu können. Es waren hauptsächlich Frauen, die er zum Kauf angeboten hatte. Da für meine zukünftige Frau nur eine Sklavin in Frage kam, studierte ich zunächst einmal die Tituli, die die Frauen um den Hals hängen hatten. Danach besah ich mir ihre Erscheinung. "Mhm," machte ich nachdenklich und wandte mich dann kurz ab. Dabei fiel mir der Tribun Iulius ins Auge, den ich noch aus der Zeit vor meinem Unfall her kannte. Auch wenn ich nun ein Veteran war und nicht mehr aktiv im Dienst war, gebot es der Anstand, den Tribun zu begrüßen. So lenkte ich meine beiden Sklaven in seine Richtung.
"Salve, Tribun Iulius! Ein schöner Morgen für einen Besuch auf dem Mark!"

Schon kam dann doch schon wieder Saturninus in sein Blickfeld, er hob die Hand zu einem Gruß und sah wer dann auf ihn zu kam. Etwas wie Freude leuchtete im Gesicht des Tribun auf. „Salve Centurio Sabinius“. Iulius erinnerte sich gerne an den Centurio, er war einer der fähigsten Offiziere gewesen. Ihn hatte dessen Schicksal sehr betroffen gemacht. Er war Soldat durch und durch. „Ich wusste gar nicht das du hier in Iscalis wohnst. Um so mehr freut es mich dich hier wieder zu sehen.“ Er ahnte nur wie schlimm es war immer wieder auf seine Behinderung angesprochen zu werde. Viele mit einer ähnlichen Verletzung alten sich darin, damit zu prahlen, doch wie er Sabinius einschätzte litt er eher darunter, jetzt nicht mehr dazu zu gehören. „Darf ich dich zu einer Cena einladen, in meiner Villa oder lieber in der Castra?“ Vielleicht würde er sich über einen Besuch dort freuen oder es schmerzte ihn zu sehr, deshalb überließ er ihm die Wahl. „Du bist auf der Suche nach einer Sklavin?“
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