RE: Was bekomme ich für mein Geld?
Narcissus lachte leise über das zur Schau gestellte Selbstbewusstsein des Soldaten. Es erinnerte ihn ein wenig an seine eigenen Prahlereien, denn zufälligerweise fand er sich selbst auch ziemlich perfekt.
"Deinen Krieger bekommen wir schon unter", sagte er mit guter Laune und sah dem Prachtexemplar zu, wie es sich ins Wasser begab. Narcissus eilte sich, es ihm nachzutun. Er schmiegte sich an den muskulösen Gast und sah zu ihm auf, als dieser sich passende Spitznamen überlegte, was ihn wieder erheiterte.
"Du bist ja ein Schmeichler! Ich sag dir was. Du darfst mich nennen, was immer du willst. Auch, wenn mir diese Prinzensache gut gefällt." Mit einem verspielten Zwinkern wartete er ab, bis ihm der Tribun seine bislang noch bescheidenen Wünsche vortrug und war erfreut. Narciss fand, es zeugte von guten Manieren, wenn jemand nach ihm fragte und Neugier zeigte, auch wenn er das nicht erwartete. Immerhin war er Dienstleister. Umso erfreuter war er nun, während er ein Pöttchen mit Mandelöl herbeiholte und es öffnete.
"Von meiner Vergangenheit?", fragte er, verteilte etwas von dem Öl auf seiner Handfläche und begann damit, diesen strammen Oberarm zu massieren. Dabei sah er Cato in die Augen und musste wirklich überlegen. "Nun, es ehrt mich, dass du das fragst, auch wenn meine Vergangenheit vielleicht verruchter ist, als es dir gefallen würde."
Konzentriert ging er an die Arbeit und verteilte das duftende Öl auf dem Körper und liebkoste mit seinen Fingern die Muskeln des Tribuns, während er erzählte:
"Meine Kindheit verbrachte ich auf der Straße. Es gab nicht viele Möglichkeiten, Geld zu machen, aber es gab ein paar Sachen, in denen ich gut war. Und irgendwann fiel den Leuten auf, dass ich ein ganz hübsches Gesicht habe. Ich fing hier an und auch, wenn man keinen guten Ruf davonträgt, hat es sich finanziell für mich bisher nur gelohnt. In Rom gab es ein paar Leute, die meine vielen Talente zu schätzen wussten." Und damit waren nicht nur seine Fähigkeiten im Bett gemeint. Er hatte vieles getan: Gestohlen, bevor er hier angefangen hatte, doch auch später war es ein Leichtes gewesen, Informationen zu beschaffen und den richtigen Leuten weiterzugeben.
"Und wie ich hiergekommen bin? Wie die meisten Männer, schätze ich. Ich folgte dem Ruf einer wunderschönen Frau. Ich kann meiner Chefin einfach keine Bitte abschlagen. Und so haben wir hier dieses hübsche Haus errichten lassen."
Mit einem schelmischen Grinsen wischte er mit seinen Handflächen den noch übrigen Dreck aus dem Gesicht des Gastes, der nun überhaupt nicht mehr arm und abgerissen aussah. Beide Hände legte er an dessen Wangen und streckte sich ein wenig nach oben.
"Wenn du noch einmal wiederkommst, versprich mir, den Schmutz wegzulassen. Sowas sollte man nicht verstecken", sagte er und beugte sich vor. Vielleicht ließ sich Iulius ja einen Kuss stehlen.
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