Ohne eine Miene zu verziehen, hörte ich mir an, was der Medicus mir als weitere Option vorschlug. Lediglich meine Mutter weitete überrascht ihre Augen, als er davon sprach, dass er ein weiteres Mal das Bein öffnen wollte, um dieses Scheingelenk zu entfernen. Um ehrlich zu sein, ich hatte nichts anderes erwartet und natürlich waren mir auch sämtliche Risiken bekannt, die einen solchen Eingriff mit sich brachten. Niemand konnte mir versprechen, dass die Operation gelang, geschweige denn, dass ich sie überlebte. Im schlimmsten Fall starb ich dabei oder würde mein Bein verlieren, falls ich überlebte. Im besten Fall aber konnte ich mich wieder fast normal bewegen und machte nicht mehr den Eindruck eines beklagenswerten Krüppels.
Der Medicus trochnete seine Hände ab, nachdem er sie in seiner Schüssel gereinigt hatte. Er meinte, ich solle meine Entscheidung nicht überstürzen, sondern gut überlwgen. Wobei es für mich nichts mehr zu überlegen gab. Die Frage war jetzt nur noch, wann ich mich dem Eingriff unterziehen würde. Gerade erst vor einem Tag hatte ich mich Hals über Kopf
verlobt, nachdem ich sozusagen meine zuküftige Braut beim Pferderennen gewonnen hatte. Mutter wusste noch gar nichts von meinem Glück, denn nach meiner Rückkehr hatten die Schmerzen eingesetzt und waren seitdem nicht mehr verschwunden.
"Nun ich denke, es kommt nur diese eine Option in Frage. Aber sage mir Medicus, wie lange wird es dauern, bis ich mich wieder einigermaßen von diesem Eingriff erholt habe?" fragte ich ihn und überließ ihm so die Entscheidung über meinen Hochzeitstermin. Andererseits war es sicher besser, Prisca vor dem Eingriff zu heiraten, damit sie im Falle meines Todes versorgt war.
Naevia Calida allerdings fehlten schlichtweg die Worte, als sie die Entscheidung ihres Sohnes vernahm. Wenn er sich doch wenigstens etwas Zeit zum Nachdenken genommen hätte! Erst einige Herzschläge später fand sie ihre Sprache wieder.
"Aber mein Sohn, willst du denn nicht lieber eine Nacht darüber schlafen? Dieser Eingriff kann weitreichende Folgen für dich haben. Ich will gar nicht darüber nachdenken, was alles passieren könnte. Obgleich ich mir auch für dich wünsche, dass du wieder laufen kannst."
Ich konnte sehr gut die Ängste meiner Mutter nachvollziehen. Doch mein Entschluss stand fest! Jedoch wollte ich dies mit ihr nicht vor dem Medicus ausdiskutieren.