RE: Was bekomme ich für mein Geld?
Egon war ein wenig verwirrt zu mir gekommen und hatte nur gemeint, ich solle mich beeilen, ins Atrium zu kommen, da ein seltsamer Gast angekommen sei und Narcissus – hach, mein Liebling – meine Hilfe wollte. Wie konnte ich meinem Liebsten denn eine Bitte abschlagen, wenn er nach mir rief? Natürlich kam ich.
Ich kämmte noch eben schnell meine schwarzen Locken und warf einen letzten Blick in den Spiegel, ehe ich gemütlich nach vorne schlenderte. Dort hörte ich schon Stimmen, die von Narcissus natürlich und von einem mir unbekannten Mann. Es klang jetzt nicht nach Notfall oder bedrohlich, weshalb ich mich fragte, warum Egon so komisch reagiert hatte und so unglücklich dabei aus der Wäsche geguckt hatte. Ich folgte also den Stimmen vom Atrium in eines der Zimmer – das, das Narcissus am liebsten mochte – und blieb abrupt stehen.
Gerade hatte ich noch verführerisch gelächelt, ganz in meiner Rolle eben, und mich auf einen neuen Gast eingestellt. Was ich aber dann sah, war ein ziemlich dreckiger Bettler. Und egal, wie gern ich Narcissus hatte, wenn der hier sowas ins Haus schleppte, dann würden wir noch ein mehr als ernstes Wort miteinander wechseln müssen. Wir bedienten hier keine flohverseuchten Landstreicher, und eigentlich wusste er das auch ganz genau.
Statt einer umgarnenden Begrüßung und einem koketten Flirt kam also das eine Wort über meine Lippen, das nur sehr sehr selten über eben jene kam, da es in meinem Gewerbe üblicherweise kaum zum Einsatz kam: “Nein!“
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