(02-26-2023, 04:36 PM)Bran schrieb: Ich hatte mir gerade mit Frowin was zu essen holen wollen, da wurde er von einem großen schwarzhaarigen Kerl gepackt, der ihn am Kragen festhielt und ihn beschuldigte, irgend etwas ihm getan zu haben. Mein Herz klopfte ganz bis zum Hals. Der Mann war zu stark für mich. Und ich musste es mir eingestehen, ich hatte Angst vor dem.
Er hatte einen Blick, dass es mir sämtliche Härchen auf den Armen zu Stacheln hochstellte. Bran, hau ab, das gibt nur Ärger, dachte ich, aber ich hätte Frowin nich allein gelassen mit dem.
Ich schaute mich nach Hilfe um, doch den Dominus Saturninus, was der Togaträger war, der Domina Serena heiraten wollte, sah ich nirgends. Es war auch zu voll, und die meisten Besucher waren größer als ich.
Aber irgendwas musste ich tun. Frowin sah ganz unglücklich aus. Und mir fiel auch was ein, denn um Einfälle war ich nicht verlegen.
Ich fing nämlich an zu plärren. Nicht zu weinen wie ein Mädchen, nee. Ich heulte und schrie den Platz zusammen. Und wenn ich absichtlich plärrte, so hörte sich das an wie eine Mischung aus dem Geheul der Hunde aus der Unterwelt und einem Signalhorn:
"Hilfe!", heulte ich los: "Helft mir doch", ich deutete in die Richtung, in der Frowin mit dem Fremden verschwand:
"Die entführen meinen Bruder, huhhuhhuh"
Sim off: Wer auch immer Frowin und Bran beistehen möchte.......
Wir waren erst ein paar Tage in der Stadt, als auch schon die Saturnalien Einzug gehalten hatten. So sehr ich es auch versucht hatte, ließ mein Schützling nicht mit sich reden und wollte unbedingt das Festmahl besuchen. Mir wäre eine etwas bedecktere Vorgehensweise deutlich lieber gewesen, aber sie ließ mal wieder nicht mit sich reden.
Zumindest hatte sie sich nicht ganz ins Getümmel gestürzt wie so häufig, sondern sich eher am Rand gehalten, was für mich schon einmal eine kleine Erleichterung war. Eine kleine.
Serafina war natürlich auch dabei und amüsierte sich köstlich über die Späße. Immer wieder stieß sie mich an und lächelte mir zu. Sie ließ sich nicht einmal durch einen fragenden Blick mit hochgezogenen Augenbrauen von diesem Verhalten abbringen. Manchmal fragte ich mich, ob es eine Art von Wette zwischen den beiden Frauen gab, wer mich wahlweise als erste ins Grab bringen oder zum Lachen bewegen konnte. Vielleicht gab es eine besondere Belohnung, wenn ich mich totlachte.
Ich beaufsichtigte also das spöttische treiben möglichst unbeeindruckt, als in der Nähe ein Kind anfing, rumzujaulen. Eigentlich wollte ich es ignorieren, um Serafina und Didia Corona nicht aus den Augen zu lassen, aber natürlich bekam ich von letzterer den Auftrag, nachzusehen, was los war, und gegebenenfalls zu helfen. Das war so ein Frauending, mutmaßte ich, dass schreiende Kinder den Drang zu helfen auslösten. Mit einer letzten Mahnung, auf meine Rückkehr zu warten und der stillen Hoffnung, dass sie sich dieses eine Mal daran halten würden, ging ich los und zu dem heulenden Kind, der irgendwas von seinem Bruder sagte.
“He, Kleiner, was ist los?“, fragte ich und bemühte mich nicht unbedingt um einen beruhigenden Tonfall. Ich konnte nicht gut mit Kindern und wenn ich versuchte, vertrauenerweckend ihnen gegenüber aufzutreten, fanden sie das schnell gruselig – und ich auch. Da blieb ich lieber ich selber, und wenn es wirklich wichtig war, würde er schon mit der Sprache rausrücken.