RE: Bibliotheca | Eine kleine Rechtsberatung
Ich hatte das Gefühl, dass Furius Saturninus eigentlich gar keinen Rechtsanwalt wollte, sondern mehr einen Freund, der ihm zuhörte, wie schrecklich alles war. Nur war ich dafür der falsche. Ich kannte mich mit Recht und Gesetz aus. Wenn jemand klagen wollte, dann war ich der richtige Ansprechpartner. Wenn jemand kämpfen wollte, sein Recht durchsetzen wollte, sich in dem Gegner verbeißen. Ja, darin war ich gut, auch wenn man mir das nicht zutraute. Aber der Furier wollte im Grunde gar nichts machen und sich auf der Nase herumtanzen lassen und noch nicht einmal die mildesten Maßnahmen ergreifen. Wie sollte ich ihm da wirklich helfen?
“Dann hoffe ich, dass ihr Diebstahl am Familienvermögen klein ausgefallen ist“, meinte ich nur möglichst diplomatisch und paffte weiter an meiner Pfeife. Bei uns im Haus hätte sie da keine Freude gehabt, da ich aus gutem Grund mein Geld in diversen Wechseln und Büchern aufbewahrte und eben nicht in Münzen, die jeder einfach mitnehmen konnte. Oder Schmuck. Meine Frau hatte Unmengen von dem Zeug gehabt, das an ihre Familie zurückgebracht hatte werden müssen, abzüglich dessen, was sie ihren Töchtern vermacht hatte. Fürchterliche Verschwendung.
“Das Kind wäre sui iuris. Sofern die Mutter unter der Cura Furiosi stehen würde, hättest du zunächst die Cura minorum für ihr Kind, was eben die vollständige Kontrolle in allen Belangen bis zur Volljährigkeit mit einschließt – das heißt bis zum Alter von fünfundzwanzig, wobei ihm ein Mitspracherecht ab der Erreichung der Mündigkeit mit vierzehn eingeräumt werden würde – und insbesondere die wirtschaftliche Sorge. Da eine Mutter, die als verrückt gilt, keine Entscheidungen für ihr Kind treffen kann, könnte sie auch keinen Vater benennen oder gar ihr Einverständnis dem Praetor mitteilen, wenn er das Kind unter seine Patria Potestas androgieren möchte. Du könntest das als solches also gänzlich verhindern.
Sofern du sie einfach gewähren lässt, musst du mit der Möglichkeit rechnen, dass sie dem Praetor oder einem Statthalter, wo auch immer sie hingeht, ihren Fall so darlegen, dass er der Vater ist und sie zum einen eine gültige Ehe hätten oder sein Einverständnis zu eben jener vor der Geburt erlangen – wobei dann die Zeit zwischen Hochzeit und Geburt relevant werden könnte – und er das Kind unter seine Patria Potestas androgiert, so dass es dir damit entzogen ist.“
Ich überlegte einen Moment, ehe ich meine Frage stellte, denn ich hatte wirklich den Eindruck, dass der Furier eigentlich nicht kämpfen wollte. “Werter Furius Saturninus, verzeih, wenn ich jetzt einmal offen bin als ein Mann, der schon ziemlich viel gesehen und gehört hat in seiner Zeit. Willst du denn überhaupt diese Ehe zwischen den beiden verhindern? Denn wenn ja, kann ich dir nur die Weisheit der Alten mitgeben, dass man sich die Hände nicht waschen kann, wenn man sie nicht nass macht.“
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