“Ja, Galba. Und sei froh, dass du damals nicht in Rom warst. Fürchterliches Chaos überall, und Galba war wirklich der falsche Mann dafür, es zu regeln. Der Mann war ein fürchterlicher Geizhals, der am falschen Ende sparte. Forderte überall Geldgeschenke zurück, hielt die Versprechen des Staates nicht, weil sie von Nero getätigt worden waren und befahl die Dezimierung einer Legion, nur weil die ihren Sold haben wollte! Welche Tugenden er auch sonst alles gehabt haben mag, das war reine Dummheit. Kein Wunder, dass irgendwann alle genug von ihm hatten. Der einzige Jammer war, dass vor Vespasian noch Otho und Vitellius dazwischen kamen. Otho wäre ja noch als Kaiser ganz in Ordnung gewesen, der hatte nur gegen die Weinnase Vitellius auf dem Schlachtfeld den kürzeren gezogen.“ Und von letzterem hielt ich mal überhaupt nichts. Der Kerl war einfach nur ein Säufer gewesen, der sich abwechselnd an Wein und Macht berauschte und sich selbst immer weiter in seinen Vulgaritäten übertreffen wollte. Eine wahre Schande, dass er in seiner kurzen Herrschaft so viele guten Männer mit in den Tod gerissen hatte. Und damit meinte ich nicht solche Geschöpfe wie
den jungen Kastraten Neros, sondern so ehrenhafte Männer wie
den Bruder des Kaisers, der noch kurz vor dem Ende von Vitellius’ verblendeten Anhängern buchstäblich in Stücke gerissen worden war. Nein, ich war wirklich kein Freund von Vitellius.
Ich hoffte nur, meinem Gastgeber ging es ähnlich, denn vielleicht hatte ich etwas zu vorschnell gesprochen. Ich hatte keine Ahnung, wo die Sympathien des jungen Mannes lagen. Ich sollte besser überlegen, bevor ich sprach.
“Aber Politik ist vielleicht nicht das passende für eine Cena“, meinte ich also möglichst diplomatisch und hoffte, dem Damoklesschwert damit zu entgehen.
Aber mein Gastgeber schien auch langsam müde zu werden, zumindest merkte ich das unterdrückte Gähnen. Und ich musste zugeben, ein wenig müde war ich auch.
“Bislang habe ich auch noch wenig mit den Kelten direkt gesprochen, und ehrlicherweise auch wenig Eifer, das zu ändern. Aber ich bin mir recht sicher, dass sie sich, wie alle anderen Völker vor ihnen, am Ende beugen werden.“
Ich trank meinen Becher aus und lehnte ein Nachfüllen mit einer Geste auch ab.
“Es war ein wirklich sehr anregendes Mal, verehrter Furius Saturninus. Ich danke dir dafür“, sagte ich gut gesättigt und gab damit meinem Gastgeber auch das Stichwort, sollte dieser wirklich müde zu sein, die Verabschiedungsfloskeln einzuleiten, oder eben zu irgendwelchen seichten Unterhaltungen weiterzuleiten.