Dankend nahm ich das Angebot an und setzte mich. Ich hatte mein Bein heute schon zur Genüge überstrapaziert. Jede Möglichkeit es zu entlasten war eine Wohltat. Meine beiden Sklaven verharrten indessen hinter mir.
"Oh, ein wenig Posca wäre gut!", entgegnete ich dem freundlichen Verwaltungsbeamten. Während meiner ganzen Dienstzeit war dies mein bevorzugtes Getränk gewesen. Es war zur Gewohnheit geworden, die sich mit meiner Verletzung natürlich nicht geändert hatte.
Die Frage nach meiner Entlassungsurkunde war durchaus berechtigt, denn ich war ja noch relativ jung und die Verletzung an meinem Bein musste keine Garantie für eine ehrenvolle Entlassung sein.
"Natürlich, das verstehe ich voll und ganz!" Ich nahm meine Urkunde, die Midas zuvor auf den Schreibtisch gelegt hatte und breitete sie aus, so dass sich mein Gegenüber von deren Inhalt überzeugen konnte:
IM NAMEN DES KAISERS UND DES RÖMISCHEN REICHES
Im sechsten Jahr der Regierung des allerhöchsten Caesar Augustus Vespasianus erfolgt die ehrenvolle Entlassung des Marcus Sabinius Merula aus dem Dienst der Legio II Augusta im Rang eines Centurio.
Der Veteran erhält ein Stück Land in der Provinz Britannia bei Iscalis
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Schließlich kam die Frage, die mir fast jedes Mal gestellt wurde, wenn es um meine Verletzung oder meine Entlassung ging.
"Es war lediglich ein kleines Scharmützel. Im letzten Jahr. Ich war mit meinen Männern auf Patrouille, als wir von silurischen Rebellen attakiert wurden. Ich wurde von meinem Pferd abgeworfen und verlor dabei das Bewusstsein. Mein Bein wurde von Huftritten zertrümmert. Wahrscheinlich von meinem eigenen Pferd." berichtete ich knapp und nahm einen Schluck Posca. Solche Überfälle waren leider keine Seltenheit. Sie konnten täglich und überall passieren.
"Meinen Männern habe ich mein Leben zu verdanken, denn sie brachten mich zurück in unser Lager."