RE: Cubiculum | Gemach von Claudia Sabina
Ich hatte die Schriftrolle gefunden und wollte gerade zurücklaufen, da stellte sich mir meine Kinderfrau Argusrete in den Weg - und wusch mir gehörig den Kopf. Jetzt gerade geht es nicht um dich, Fräulein, sagte sie mir. Es geht um das Lebensglück deiner Cousine. Und ich sollte mich zurück halten und überhaupt: Mit verteilten Rollen lesen das war ja fast sowas wie Schauspielern. Schauspielerin ginge aber gar nicht, die war gesellschaftlich geächtet bei den Römern, das wusste doch jeder. Was sollte denn Furius denken, wenn seine zukünftige Verlobte so was ähnliches wie Schauspielern würde....
Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Anaxarete schimpfte äußerst selten mit mir. Und wenn, war sie nicht wirklich böse. Aber nun schaute sie mich böse an.
Ich begann zu schluchzen und heulte erst einmal eine Runde. Dabei murmelte ich, wie sehr ich es hasste, wenn man mich zum Weinen brachte. Meine Nase sähe nun aus wie ein roter Kürbis, und meine Augen trübe und geschwollen, und daran war sie schuld.
Dann schmollte ich. Anaxarete tat gerade so, ob ich meiner Cousine je was Schlechtes wünschen würde. Dabei wünschte ich ihr doch alle Herrlichkeiten auf Erden mit ihrem Furius.
Anaxarete verkannte mich. Die ganze Welt verkannte mich. Sogar meine Sklavin hackte auf mir herum.
Diese elende Zustand dauerte fast genau eine halbe Stunde.
Dann befahl ich einem der Zimmermädchen mir den Nacken zu massieren, wusch mein Gesicht, tupfte ein wenig Bleiweiß auf die Nase und ließ mir aus der Küche zwei belegte Brote mit Schinken und Käse kommen. Nachdem ich alles bis auf den letzten Krümel aufgegessen hatte
( Weinen machte mir komischerweise Hunger), vertiefte ich mich in einen Aufsatz über das Thema " Über den Begriff des Agathon in der Stoa" , den Agamedes für mich verfasst hatte. Agathon bedeutete "Das Gute" auf Griechisch.
Danach ging es mir selbst wieder gut.
Ich nahm mir vor, die Güte in Person zu werden und nur noch das Beste für meine Umwelt zu wirken. Auf meinem pompösen Grabmonument sollte einst stehen: Hier ruht Claudia Sabina, tief betrauert von ihren untröstlichen Mitmenschen: Sie war zu gut für diese Welt....ach ja.....
Beinahe hätte ich das Klopfen überhört. Und da war Serena. Ihre liebliche Stimme drang an mein Ohr:
"Natürlich bin ich hier, liebe Serena, komm doch herein", sagte ich und sprang zur Tür: "Bitte sag, wie lief es mit Saturninus?", ich ließ mich zurück auf meine Kline fallen und zog die Beine an.
|