RE: Cantius wird verkauft
Der Sklavenhändler würde weder fünfhundert noch zweihundert Sesterzen von den Sklaveneinkäufer der Minen erhalten, auch keine hundert. Dort kaufte man billig ein und presste die letzte Kraft aus der menschlichen Ware heraus. Eigentlich schickte man dort auch nur Sklaven hin, die von ihren Herren wegen eines Verbrechens verurteilt worden waren. Aber wo kein Kläger war, war kein Richter, und Mallius Mango wurde die schnell los, für die er keine Verwendung gefunden hatte.
Er hörte, dass Linos griechischer Herkunft war und bedauerte es, dass er nicht seiner habhaft werden konnte.
Und der andere - war wohl ein Landsmann von dem ersten - und Mallius Mango stieg das H, das Zeichen für Sesterz, in die Augen, als er die beiden betrachtete.
Zwei Griechen im Angebot wären ja noch gewinnbringender als nur einer. Gebildete griechische Sklaven waren so etwas wie ein Statussymbol.
Ach die guten alten Zeiten, als das Land frisch erobert worden war. Früher hatte Mango nicht immer nachgefragt, woher seine Sklaven denn kamen. Manchmal waren sie auch Entführungsopfer von Straßenräubern und Piraten, und wenn sie noch so beteuerten, dass sie freie Menschen waren - das sollten sie ihm erstmal beweisen, da stellte er sich gerne taub.
Der Junge krächzte irgendetwas und hob die Hände, als wolle er seinen Kopf schützen. Phhhh, als ob sich jemand die Mühe machen würde, ihn zu schlagen.
Aber die beiden Griechen da wurden ganz schön keck. Linos beschuldigte ihn, dass es ihm nur um den Gewinn ginge, und bot ihm gerade mal hundertzwanzig Sesterzen für den letzten Cantius an.
Und Pytheas sagte, er solle dem Jungen zu trinken geben. Was war er, Mango, denn? Die Cura Annonae, die Wohlfahrt?
"Saufen kann er, wenn er verkauft ist, edler Herr", sprach der Sklavenhändler und streckte seine fleischige Hand in Richtung von Linos aus:
"Aber gut, hundertzwanzig, weil ich kein Unmensch bin. Schlag ein!",
er winkte seinen Schreiber herbei: "Setz den Schriftkram auf. Mit wem habe ich eigentlich die Ehre? Cantius I verkauft für 120 Sesterzen an...."
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