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Cantius wird verkauft - Druckversion

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Cantius wird verkauft - Sklavenhändler - 07-21-2022

Nicht weit weg vom Forum, ganz in der Nähe des Iscaflusses lag der Pferde- Vieh und Sklavenmarkt.  Mallius Mango war eine der Sklavenhändler, dessen Geschäft menschliches Leid und Elend war, denn für jedes Geschäft und die Landwirtschaft brauchte man Sklaven, aber keiner mochte die Sklavenhändler.
Heute hatte Mango vier junge Burschen dabei, die alle ein metallenes Schild an einer Kette um den Hals trugen, einen sogenannten Titulus. Auf dem stand ihr Alter, woher sie waren und was sie arbeiten konnten oder welche besonderen Fähigkeiten sie hatten.
Vier Knaben,  zwei davon fast noch Kinder. Diese Beiden hatten sich an den Händen gefasst. Der Älteste von ihnen war ein rötlichblonder  Junge mit Sommersprossen und ernstem Blick.
Auf seinem Schild stand:

CANTIUS I
UNGEFÄHR 12 JAHRE ALT
SPRICHT LATEIN

"Es wäre besser für euch, euch heute in bestem Licht zu zeigen und hier einen Herren zu finden.", sagte der Sklavenhändler mit falschem Lächeln. Er brauchte nicht drohen. Seine Sklaven wussten, was die Worte bedeuteten.

Dann fing er an, die Jungen anzupreisen: "Bürger, Volk von Iscalis, tretet näher! Heute habe ich vier junge Barbaren für euch aus dem Volk der Cantier. Vielleicht ist sogar ein Wagenlenkertalent dabei, wer weiß? Fangen wir mit den ersten an, zwei Brüdern. Sie sind noch jung, aber ehrlich und fleißig, und viel zu essen brauchen sie nicht...."

Zitat:reserviert



RE: Cantius wird verkauft - Bran - 07-22-2022

Ich konnte nicht lesen, doch was auf dem Schild stand, dachte ich mir schon, blöde war ich nicht. Auf dem Titulus stand Cantius wegen Cantii, also meinem Volksstamm, das war bei den Römern so, dass sie Sklaven den Namen nach der Herkunft oder nach der Haarfarbe verpassten.

Mango hieß der Kerl, der uns, vier Cantier- Jungen, von Durovernum nach Iscalis auf den Viehmarkt- und Sklavenmarkt  gebracht hatte, um uns dort loszuschlagen. Viehmarkt war schon richtig, wir waren weniger wert als Vieh.

Ich stand also nur mit einem Lendenschurz bekleidet und dem Schild um den Hals oben auf der Tribüne. Wenigstens war mir nicht kalt, es war Sommer.

Die anderen Jungen hießen Aibne, Camar und Ennis. Also Cantius II, III und IV.
Camar und Ennis hielten sich bei den Händen. Sie waren noch so jung. Sie würden bald vergessen haben, wer sie eigentlich waren und woher sie kamen.
Aber ich hieß natürlich nicht Cantius I, ich hieß Bran, und ich würde das nicht vergessen, mochten mich die Römer nennen, wie sie wollten.

Dabei will ich nicht sagen, dass die Togaträger schlechter sind als Britannier, o nein. Mein letzter Herr war ein Britannier gewesen, der mich im Würfelspiel an einen Soldaten verloren hatte. Der Soldat wollte aber lieber Bargeld, also hatte er mich an einen Sklavenhändler verkauft.

Die Drohung von Mango, uns besser von unserer besten Seite zu präsentieren,  war so was von klar: Die Resterampe würde an die Bleimine verscherbelt werden, und was das für einen Jungen bedeutete, wusste man in Iscalis: Ein früher Gang in die Anderswelt, will sagen, ein naher Tod.

Jetzt verkaufte Mango tatsächlich die beiden Brüder an eine rundliche Frau, die einen Bäckerbetrieb hatte. Welch ein Glück, so würden sie zumindest genug zu essen bekommen. Valete bene Camar und Ennis, möge euer Leben gut verlaufen!


RE: Cantius wird verkauft - Marcus Octavius Fronto - 07-26-2022

Auf dem Weg zum Viehmarkt, kam Fronto an dem, seine Ware anpreisenden Sklavenhändler vorbei. Richtig, dass wollte er ja, wenn möglich auch noch heute erledigen, einen weiteren Sklaven, einen Stallburschen kaufen. Kurz blieb er stehen und betrachtete den gerade angebotenen Burschen. Der sah nicht schlecht aus. Vielleicht später, jetzt war erst einmal der Kauf eines Hengstes angesagt. Angeblich wurde da heute eine Art Geheimtipp Angeboten. Ein Notverkauf, des Besitzers. Nach einem letzten Blick auf den Sklaven ging er weiter.


RE: Cantius wird verkauft - Sklavenhändler - 07-27-2022

Der Sklavenhändler kannte sich nicht so genau mit den Rängen im römischen Militär aus, und gewöhnliche Soldaten gehörten auch eher nicht zu seinen Kunden, aber Offiziere erkannte er mit untrüglichem Geschäftssinn. Hochrangige Militärs hatten Sklaven, edle Pferde und Geld.
Er wollte sich daher Centurio Octavius Fronto nicht durch die Lappen gehen lassen. Mango begab sich mit Hilfe zweier seiner eigenen Leute vom Verkaufspodest und rief dem Römer hinterher:
"Edler Sohn des Mars, bitte wirf doch einen Blick auf meine Ware. Ich habe hier zwei gesunde Jungs zur Auswahl, beide schon so alt, dass sie arbeiten wie Männer und beide noch so jung, dass sie essen wie Kinder...hehe! Brauchst du nicht vielleicht einen Stallburschen?",
er gab einem Diener einen Wink ,und der schubste mit seinem Stock Cantius I  weiter vor, der der Ältere und Kräftigere war.
Ein Römer in einer etwas mitgenommen Toga deutete aber jedoch auf den Jüngeren: "Was kostet der? Der andere ist ja schon ausgewachsen, der frisst einem die Haare vom Kopf"
"Als ob du noch welche hättest, elender Geizhals!", brummte seine Begleiterin zur allgemeinen Gaudi der anderen Marktbesucher. Denn sie hatte Recht, ihr Mann war nämlich kahl:
Sie feilschten und wurden sich handelseinig mit dem Händler, und so wechselte auch noch Cantius II den Eigentümer.


RE: Cantius wird verkauft - Bran - 07-27-2022

Der Sklave von Mango stieß mir den Stock ins Kreuz, nicht dolle, sondern gerade so, dass ich einen Schritt vorwärts machte. Er hätte mit mir auch reden können, doch das war unter seiner Würde.
Ich sah dem römischen Centurio sehnsüchtig nach. Die Legionäre mit ihren blitzenden Kettenhemden und Soldatenstiefeln sahen schon gefährlich aus, und ihre Schwerter und Helme war klasse, aber das bliebe für einen wie mich wohl nur ein Traum.
 Die Legionen selbst waren nur für Römer bestimmt, zu den Hilfstruppen konnten auch Kelten gehen, aber nie und nimmer Sklaven.
Dennoch träumte ich wie die meisten Kinder von Heldentaten, auch wenn ich nie ein Schwert schwingen würde, sondern immer nur einen Besen.Träume versüßten schließlich das Leben. 

Jetzt war Aibne verkauft worden und kam zu einem Glatzkopf, der geizig schien, und zu seiner Frau, die aber netter war und Aibne gleich einen Apfel schenkte. Dann nahm sie ihm den Titulus ab, fasste ihn am Arm und redete auf ihn ein.  Er schien es nicht so schlecht getroffen zu haben, auch wenn er sich hilfesuchend zu mir umdrehte, er konnte nämlich kein Latein und verstand vermutlich kein Wort. 

Um zu zeigen, wie stark ich war, ließ ich meine Muskeln spielen. Ja, ich hatte welche, auch wenn ich dünn war. Ich konnte eine ganze Villa von oben bis unten schrubben, wenn es sein sollte.

Stallbursche wäre nicht schlecht gewesen, man konnte im Stroh schlafen, und die Pferde motzten einen nicht an. 
Doch je mehr die Sonne zum Zenit stieg, desto mehr hatten ich die grausige Befürchtung: Ich würde übrig bleiben, und heute abend würde ich in die Bleimine kommen. 
Dabei war Sommer, und die Schwalben zogen über den Himmel, und die Rosen dufteten. Ich aber 
dachte, dass ich schon ab Morgen nie wieder das Sonnenlicht sehen würde. Ein Kloß wuchs in meinem Hals.


RE: Cantius wird verkauft - Flavianus Pytheas - 07-30-2022

Pytheas, der gerade einige Lederriemen und Kuhhörner auf dem Viehmarkt besorgt hatte, ging auch an den Sklaven vorbei. 
Er konnte den Verkauf von Sklaven nicht sonderlich leiden. Am ehesten akzeptierte er noch, wenn ein Sklave im Haus seines Herren geboren wurde so wie er selbst, dann begann man irgendwann seinen Dienst und wuchs mit seinen Aufgaben heran. Doch das hier war Leid, vermeidbares Leid, fand er, Kinder, Frauen und Männer zur Schau gestellt vor einer gaffenden Menge, die um sie feilschte. 
Sein Blick fiel auf vier keltische Jungen, sie sahen sich ähnlich als seien sie Geschwister. Sie bemühten sich um ein trotzig- männliches Auftreten, so jung sie waren. Sie gingen auch weg wie warme Semmeln. Pytheas selbst wollte keinen Sklaven kaufen, daher zuckte er unwillkürlich mit der Schulter, als der Älteste, der noch nicht verkauft war, unglücklich in die Runde schaute.


RE: Cantius wird verkauft - Wicho - 08-01-2022

Gut gelaunt war ich am nächsten Morgen aufgewachte und hatte mich auf die Suche nach dem Medicus gemacht. Ich hatte mich entschieden sein Gehilfe zu werden. Dies sagte mir mir viel mehr zu, als jeden Tag das Gleiche in der Mine zu schaffen. Eine Weile hatte ich mich schon auf dem Forum herumgetrieben und nun schlängelte ich mich zwischen den Marktbesuchern durch. An dem Sklavenhändler vorbei, der gerade eine Burschen anpries, da meinte ich, ich hätte ihn gesehen. Richtig da vorne ging er. Was schleppte der denn mit sich? Kuhhörner, wollte er daraus Trinkhörner machen? „Salve Medicus“, sprach ich ihn von der Seite her kommend an. „Darf ich dir tragen helfen? Sag einmal wenn ich für dich arbeiten will, wie spreche ich dich an? Medicus, Patron, Meister? Ich muss das doch wissen, denn ich habe mich entschlossen, dein Angebot anzunehmen und dein Gehilfe zu werden. Was also kann ich für dich tun?“


RE: Cantius wird verkauft - Flavianus Pytheas - 08-01-2022

Pytheas sah sehr erfreut aus: "Salve Wicho, schön, dich wieder zu sehen!", sagte er und umfasste kurz den Unterarm des Kelten: "Und noch schöner, dass Du mein Assistent werden möchtest. Wie könntest du mich anreden?", er überlegte kurz, denn er hatte wortwörtlich noch nie einen freien Mitarbeiter gehabt, und die kaiserlichen Sklaven sprachen ihn mit "Herr" an: "Vor den Patienten Medicus, wenn wir alleine sind, nenne mich ruhig Flavianus.", er zeigte seinem neuen Assistenten  recht begeistert eines der Kuhhörner:
"Horn ist wärmend und beeinflusst auch die empfindlichsten Arzneien nicht, so dass darin jeder Stoff wasserdicht  aufbewahrt werden kann.", erklärte er: 
"Auf dem Forum Boarum in Rom kosten sie wesentlich mehr. 
Bevor wir beginnen: Wärst du mit drei Sesterzen am Tag, freie Kost und Logis und zwei Tuniken im Jahr einverstanden? " 
Pytheas orientierte sich mit dem Tageslohn an den Löhnen eines Arbeiters in Rom. Wie in Iscalis die Löhne waren, wusste er nicht. Aber ein einfacher Legionär verdiente nicht wesentlich mehr, und dieser war immerhin römischer Bürger. Trotzdem war er ein wenig gespannt, ob Wicho feilschen würde. Eine gute Gelegenheit, den Kelten näher kennen zu lernen, fand er.


RE: Cantius wird verkauft - Wicho - 08-02-2022

Schon das Erste gelernt, dachte ich zum Thema Kuhhörner. Dazu brauchte er sie also, doch dann hörte ich das Angebot zur Bezahlung und riss erstaunt die Augen auf. „Das wusste ich noch gar nicht, bisher musste ich mir die immer selber kaufen. Also echt zwei Tuniken im Jahr?“ Immer noch erstaunt über dies schüttelte ich mit dem Kopf, besann mich aber und stellte die naheliegendste Frage. „Freie Kost und Logis? Echt? Wo wäre denn die Wohnung?“ Dazu kommen dann noch drei Sesterzen am Tag, dachte ich begeistert. Da werden die Jungs aber staunen wenn ich ihnen das erzähle. Ja und lernen werde ich außerdem noch etwas. „Ich wäre ja sowas von dumm wenn ich nicht auf das Angebot einginge“, lachte ich zufrieden.


RE: Cantius wird verkauft - Flavianus Pytheas - 08-02-2022

Wicho feilschte nicht, und er schien einverstanden, sich sogar zu freuen. Seine Freude war ansteckend, und Pytheas lächelte:
"Dann willkommen an Bord und auf gute Zusammenarbeit" 
Dann kratzte er sich am Kopf, was bei  ihm bedeutete, dass er scharf überlegte:
"Du stellst genau die richtigen Fragen. Ich habe noch keine Wohnung. Nur ein Zimmer in einer Taberna.
Ich muss bald eine Wohnung oder ein kleines Haus anmieten. Wir brauchen eine Kammer für mich, eine für dich, einen Raum für die Praxis und einen Warteraum. Außerdem die Möglichkeit Wasser zu erhitzen, eine Latrine und ein Balneum. Das Ganze ebenerdig wegen der fußlahmen Kranken. Meinst du, du könntest so etwas auftreiben, Wicho? Die Höhe der Miete spielt keine Rolle,"