RE: Convivium publicum zu Saturnalia
Antiochia? Ich musste an meinem Teint arbeiten, wenn er dachte, ich käme aus Antiochia. Gut, dass in Britannia wohl die Sonne nicht so das Problem sein würde und ich eher aufpassen sollte, nicht zu blass auszusehen. Aber Antiochia war jetzt doch für mich besorgniserregend. Aber natürlich ließ ich mir nichts anmerken, sondern lächelte geschmeichelt, als wäre alles ein großes Kompliment gewesen. Was Männer nämlich noch lieber mochten, als selbst Komplimente zu bekommen, war, der strahlende Held zu sein für ein Mädchen, das ihnen gefiel. Ein wenig die Jungfer in Nöten retten konnte ganz erstaunliche Auswirkungen auf die Libido eines Mannes haben. Auch wenn ich wohl sehr weit von einer Jungfer entfernt war, seit ich vierzehn war.
“Ich komme gerade frisch aus Rom. Naja, nicht ganz frisch, die Reise ist ja schier endlos, und wir waren erst einmal eine Weile in Londinium, ehe der Hauskauf hier unter Dach und Fach war“, plauderte ich ein wenig über mich und lauschte dann aufmerksam, wovon er erzählte.
“Oh, ich wusste gleich, dass ich einen gebildeten Mann vor mir habe“, schmeichelte ich ein klein wenig, um direkt mit ein wenig Wissen nachzusetzen, um zu zeigen, dass es eben nicht nur reine Schmeichelei war. “Viele behaupten ja, dass Alexandria die beste Bildung versprechen würde, aber ich finde, die Stadt ist viel zu sehr mit den ganzen Querelen mit den religiösen Gruppen dort unten beschäftigt, als dass man dort in Ruhe und zivilisiert lernen könnte, wenngleich das Museion sicherlich sehr sehenswert ist. Aber da ist Athen sicherlich viel zivilisierter. Hast du dann bei einem der Platoniker gelernt?“ Alles, was sich in Athen bewegte, berief sich irgendwann auf Plato, soweit ich das verstanden hatte. Also war die frage nicht ganz doof.
Und er lud mich auch gleich zu einem Wein ein. Ich zweifelte zwar daran, dass in diesem Klima etwas wachsen würde, das diese Bezeichnung verdiente, aber wie hieß es so schön immer: Einfach lächeln. Immer lächeln. Vielleicht auch winken. Aber nein, winken wollte ich jetzt nicht, also blieb ich bei Lächeln und schaute dankbar drein. “Nein, bislang habe ich noch nichts probiert. Aber hat der Saturnalienkönig nicht eben noch verkündet, dass Römer nur Bier bekommen?“ fragte ich noch einmal nach. Das war zumindest das erste, was ich heute mitbekommen hatte, bevor eine Horde verkleideter Ziegen durch die Gegend gerannt waren.
Dann fragte er nach den Claudiern, und seine Stimme klang angespannt. “Nein?“ sagte ich verwirrt und blinzelte kurz überlegend. “Ich kannte in Rom einen Claudier. Claudius… Priscus, glaube ich. Ein etwas älterer Herr, der fürchterlich bei Duodecima Scripta schummelt, aber trotzdem dauernd verliert.“ Gut, bei den Begegnungen, die ich und er hatten, ging es auch weniger um das Würfelspiel, aber das musste ich ja nicht näher ausführen.
“Mein Name ist Aglaia, und hier in Britannia habe ich noch keinen Claudier kennengelernt. Wieso fragst du?“
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