(02-16-2023, 11:30 AM)Liciniana Aglaia schrieb: Oh ja, ich glaubte ihm, dass ihm grade ganz warm wurde. Mein Lächeln wurde noch gewinnender und ich blickte nochmal an ihm auf und ab. Diesmal so, dass er es mitbekam. Männer liebten es, bewundert zu werden. Nur anständige Damen taten so etwas natürlich nicht, oder wenn, nur ganz unauffällig. Ein Geheimnis meines Erfolges bestand eindeutig darin, das ganze weniger unauffällig zu tun und dem Mann so das Gefühl zu geben, der Leckerbissen auf dem reichhaltigen Menü zu sein.
Ich beschloss, noch zu verweilen und setzte mich kurzerhand neben dem Unbekannten auf den Rand des Tisches. Auf der Bank zu sitzen war züchtig, aber es verdeckte so viel. Während auf einem Tisch zu sitzen dem Mann freien Blick auf alle interessanten Stellen gewährte und außerdem seine Phantasie beflügelte, was man mit mir in dieser Position denn noch alles anstellen könnte. Die meisten Männer waren dahingehend sehr einfach gestrickt in ihren Bedürfnissen und Wünschen. “Wir sind erst kürzlich hierher gezogen“, sagte ich und schlug leicht die Beine übereinander, damit er sie besser bewundern konnte. Das Kleid verdeckte zwar alles soweit, aber durch den Stoff zeichnete sich ja doch alles ab. “Weshalb ich erst noch neue Freunde und neue Bekanntschaften schließen muss. Da ist so ein Fest wie dieses hier doch die perfekte Gelegenheit, wo jeder mit jedem reden kann und alles erlaubt ist, auf das man sonst eher verzichten sollte.“ Ich sah ihn an und biss mir einmal kurz überlegend auf die Unterlippe. Zu schnelles Vorgehen wirkte billig, nein, Verführung musste langsam aufgebaut werden. Die Mädchen, die einen freier gleich ansprangen, wirkten nicht nur billig, sondern waren es auch. Ich war mehr sowas wie ein teures Kunstwerk, das man ausgiebig bewundern sollte.
“Warst du denn schon einmal am Nil?“ griff ich seine Bemerkung von zuvor auf. Und allein die frage sollte ihm schmeicheln, dass ich ihn für jemanden hielt, der reich genug war, sich sowas zu leisten. Die meisten Menschen kamen nie über ihr eigenes Dorf oder vielleicht noch das Nachbardorf hinaus.
Die schöne Unbekannte setzte sich neben Saturninus und schlug ihre Beine übereinander. Der Furier folgte dieser Bewegung mit einem schnellen Blick, als würden seine Augen magnetisch angezogen. Die Hitze verflog auch nicht, als sie ihn ihrerseits taxierte.
"Ich bin mir sicher, dass Du sehr schnell neue Bekanntschaften schließt", sagte er automatisch:
" Lass mich raten, woher du kommst. Du hast so etwas Weltläufiges. Ich tippe auf eine große Stadt. Rom. Antiochia. Alexandria vielleicht?"
Er war normalerweise geübt darin, Menschen nach ihrem Stand und ihrem Volk einzuschätzen. Die junge Frau parlierte auch, als hätte sie eine gewisse Bildung. Aber für eine Jungfrau, und so sah sie noch aus, waren ihre Blicke und ihr Verhalten wiederum zu freimütig. Oder war das gerade der aktuelle Umgang unter jungen Leuten, und er selbst war einfach hoffnungslos provinziell?
Jetzt biss sie sich auf ihre Unterlippe. Sie war ganz entzückend, und sie wusste es. Saturninus selbst hatte gar nichts dagegen, wenn solch ein Verhalten jetzt modern war. (Außer er wollte das Mädchen heiraten, da war Schluss mit lustig)
"Ich war leider noch nie am Nil", antwortete er. Er merkte selbst, dass er gerade nicht geistreich war, aber sein Blut hatte sich selbstständig gemacht und suchte Regionen auf, wo es mehr Spaß hatte:
"Mein Aufenthalt in Athen war bereits das Östlichste der Gefühle"
Seine-Studien-in-Athen-abschließen tat man in seinen Kreisen, weshalb Athen auch von jungen wohlhabenden Römern überlaufen war:
"Hast du schon vom hiesigen Wein probiert? Soll ich dir vielleicht ein Becherchen holen?", fragte er.
Dann fiel ihm noch eine andere Möglichkeit ihrer Herkunft ein, und das ernüchterte ihn:
"Äh, du hast nicht zufällig etwas mit den Claudiern zu tun?" Das würde ihm noch fehlen, dass sie eine Verwandte von Serena oder Sabina wäre und ihnen brühwarm erzählen würde, wie er mit ihr geflirtet hatte.