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Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum
02-16-2023, 04:01 PM,
Beitrag #28
RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum
Oh, als Stoiker versagte ich grade wohl, denn bei der Vorstellung von blau angemalten Etruskern musste ich doch lachen, wenn auch nur einmal kurz. “Oh, entschuldige bitte“, riss ich mich auch gleich wieder zusammen. “Aber die Vorstellung, die zivilisierten und altehrwürdigen Etrusker mit ihrem feinen Getue von Schicksal und Göttern und blauer Farbe im Gesicht war doch etwas unerwartet komödiantisches.“ Nein, dieses Bild würde ich so schnell nicht wieder los, zumal ich einige der feineren Herrschaften da persönlich kannte, die sich immer sehr viel auf ihren alten Familienstammbaum einbildeten.
Die Schwärmereien meines Gastgebers über seine künftige Gemahlin – so zumindest verstand ich seine Schwärmerei – ließ ich wohlweislich unkommentiert. Er würde schon noch selber herausfinden, dass auch die vornehmste Jungfrau zum einen nicht lange in diesem Stadium blieb, wenn man die Ehe ernst nahm, und zum anderen sehr schnell zur Xanthippe werden konnte, wenn man sich ihrer Meinung nach nicht so benahm, wie sie das gerne wollte. Weiber waren ein wankelmütiges Volk voller Launen und Begehren, und so versuchte ich auch, meine Ablehnung seiner Cousine, über die er schon selbst gesagt hatte, dass sie schon jetzt ein eben solch wankelmütiges und zänkisches Weib war, möglichst diplomatisch in Worte zu kleiden. “Bei meinen vielen Eigenheiten und meinem Alter kann ich das keiner jungen Frau antun. Nein, ich habe beschlossen, meinen Lebensabend mit meinen Büchern zu verbringen.“ Das sollte wohl sämtliche Gefühle geschont haben und meinen Stand als Witwer erst einmal gesichert haben.

“Ich hoffe, deiner Verwandtschaft geht es gut?“ erkundigte ich mich natürlich gleich pflichtschuldig.
“Und ja, Titus ist eindeutig ein ganz anderer Kerl. Auch wenn Masada schließlich erst vor drei oder vier Jahren noch erobert wurde, er davor aber schon seinen Sieg gefeiert hat, was nun doch einen seltsamen Geschmack hat, wie man im einfachen Volk sagen würde. Würde mich nicht wundern, wenn hier in der Mine sogar einige Juden von dort arbeiten.“ Immerhin wurden weite Teile dieser aufsässigen Kerle in die Sklaverei verurteilt. “Ich hoffe nur, die sind dort alle gut gesichert. Du wohnst ja schon länger hier, werter Furius Saturninus. Kam es denn da schon einmal zu Problemen mit der Mine?“ fragte ich neugierig. Seit dieser elenden Episode mit Spartacus waren die zwar sehr viel besser gesichert als noch vor Urzeiten, aber Selbstüberschätzung machte bekanntlich nachlässig.

Ein wenig fand ich es schade, dass der Furier nicht weiter in diesen natürlich rein hypothetischen Fall – wer’s glaubt! Ich war schon lang im Geschäft und kannte dieses “Ich frage für einen Freund“ zu gut – erörtern wollte. Die meisten Leute fanden sowas ja als Tischgespräch nicht geeignet. Ich aber fand das sehr viel entspannender als die sich ewig wiederholenden Gespräche über das Wetter, zu denen mich Calpurnia immer gezwungen hatte, um ja nicht negativ aufzufallen. Hachja.
“Nun, das würde meinem Leander die Suche sicher erleichtern, wenn er auf die Expertise deiner Köchinnen bei der Auswahl dann vertrauen kann. Ich danke dir“ nahm ich das Angebot natürlich an, auch wenn ich nach wie vor der Meinung war, dass wir keine Köchin brauchten, weil ich ja keine Gäste empfing.
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]

Honoratior von Iscalis
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RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum - von Caius Plautius Seneca - 02-16-2023, 04:01 PM

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