RE: Peristyl | Säulenhof
"Nein danke, ich habe schon vorhin eine Kleinigkeit zu mir genommen", sagte Saturninus und setzte sich. Noch nie hatte ihm eine junge Frau so viel Scheu eingeflößt wie es Serena tat. Sie wirkte so lieblich und doch so würdig. Er wusste, dass es schon fast unanständig war, sich in die eigene Gattin zu verlieben. Aber ein Sonnenkringel, der auf das dunkle Haar fiel und es rötlich aufschimmern ließ wie Rosenquarz; die braunen Augen unter den langen Wimpern, die feine Nackenlinie, und der Ansatz der einfachen Tunika.... Saturninus wurde der Mund ganz trocken.
Er lächelte, weil es höflich war, zu lächeln. Doch seine Augen blieben ernst:
"Lucretia Serena, weißt du, weshalb ich heute in euer Haus gekommen bin?", fragte er. Die Frage war müßig, denn hier gab es Sklavinnen, und nichts trug Neuigkeiten schneller weiter:
"Ich habe um deine Hand gebeten. Und dein Vormund und ich sind uns einig geworden", er räusperte sich:
"Jetzt bitte doch einen Schluck Wasser", sagte er:
"Wir werden uns am 26. Februar verloben. Und danach hast du Bedenkzeit, um mich kennen zu lernen, denn der beste Tag für die Hochzeit ist der 21. Juni. Weißt du Serena, jetzt wo wir uns unter vier Augen sprechen...",
die Sklavinnen zählte er nicht:
"Da möchte ich wissen, ob du es dir vorstellen kannst, mich liebzuhaben wie eine Ehefrau ihren Ehemann lieb haben sollte. Daher die Zeit der Verlobung. Du kennst mich ja nicht"
Er machte eine lange Pause. Lucretia Serena war ein jungfräuliches Mädchen aus bester Familie, bestimmt musste sie erst einmal mit dem abrupten Ende ihrer Kindheit klar kommen. Aber war das nicht das, was alle römischen Mädchen anstrebten? (Zumindest die guterzogenen?) Domina in ihrem eigenen Haus zu sein.
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