RE: Die Hütte von Boduognatus
Na großartig! Bevor Dunduvan antworten konnte, belegte Cartivel ihn auch schon mit einem Geis, zu schweigen. “Ich hätte wirklich gerne gewusst, was mit der Mine geplant ist“ brummelte ich leise und kleinlaut. Hätte ich wirklich gewusst. Aber das Urteil war gefallen und durfte nicht angezweifelt werden. Wie ich sowas hasste. Das bisschen Zeit hätte Cartivel schon noch verstreichen lassen können. Aber wer war ich, einen Druiden zu kritisieren? Nein, deshalb tat ich das auch nicht und schmollte nur ganz leise, weil ich jetzt wohl zehn Tage warten musste, ehe mich irgendwer mal aufklärte.
Bevor Cartivel aber noch anfing, auch mich mit Zaubern zu belegen, beantwortete ich lieber seine fragen, auch wenn es da nicht so viel gab, was ich erzählen konnte. Nun, der Norden ist, wie er immer war: uneins. Sie sind sich eigentlich nur alle einig darin, dass es ein großer Fehler war, sich Boudicca damals anzuschließen, weshalb jeder jetzt lieber sein eigenes Süppchen kocht. Manche nehmen auch viel zu gerne das Gold aus Rom, um schweigend über alles hinwegzusehen, was die Römer hier so tun. Wirklich dafür ausgesprochen, Krieg gegen sie zu führen, hat sich niemand, wobei alle ihr Land erbittert verteidigen wollen, sollte Rom zu ihnen kommen. Aber in den Süden marschieren, um sie hier zu vertreiben, fernab der eigenen Höfe und Dörfer? Nein, das wollen sie nicht wirklich. Ich glaube, sie haben uns hier aufgegeben.“ Ich zuckte mit den Schultern und wusste doch auch nicht, was ich dazu sagen sollte. Es war nicht wirklich so, als ob ich etwas falsch gemacht hätte. Außer diese Kleinigkeit mit der Nichte des Anführers der Votadini, an der ich mich vollkommen unschuldig fühlte. Sie war zu mir gekommen und hatte sich zu mir ins Heu gelegt, nicht anders herum, und ich hatte ihr auch gesagt, dass ich nur auf der Durchreise war. Viel mehr konnte ein Mann ja auch nicht tun. Ich hätte sie ja schlecht wegschubsen können.
Er bestimmte dann auch gleich, dass wir in Iscalis bleiben sollten, aber ich hätte ohnehin nicht gewusst, wo ich sonst hingehen hätte sollen. Hier waren meine Brüder – also zwei von ihnen – und ich wollte noch unbedingt mit Raven reden und sie kennenlernen und herausfinden, wie es sein konnte, dass ich eine Schwester hatte. Und… keine Ahnung, ich wollte wissen, was der Traum zu bedeuten hatte, den ich gehabt hatte. Und ob er überhaupt etwas bedeutete.
“Ich hab grade gar nichts vor. Ich werde meinen Brüdern helfen, wenn ich kann. Und ansonsten such ich mir eine Beschäftigung.“ Wie ich es immer tat. Starken Händen mangelte es nie an aufgaben, hatte Caradoc früher oft gesagt. Verdammt, ich vermisste ihn. Ich hoffte, er würde als Vogel zurückkehren, dann könnte ich mich wenigstens mit ihm unterhalten. Naja, irgendwie zumindest.
Als Cartivel dann aber nochmal meinte, mir und Raven irgendwelche Ratschläge geben zu müssen, schaute ich schnell beiseite, weil ich sonst am Ende auch noch einen Zauber abbekommen hätte von ihm. Nein, es gefiel mir ganz und gar nicht, was er da unterstellte. Es war nur ein Kuss gewesen! Mehr nicht! Es war ja nicht so, als ob wir uns wie frisch Vermählte die ganze Zeit anstarren und abschlecken würden. Als ob ich mich nach dem Geschmack ihrer Lippen verzehrte, nach den kleinen Geräuschen, die sie dabei von sich gegeben hatte und dem samtenen Gefühl ihrer Haut, der Süße ihres Atems und dem Gefühl ihres kleinen und doch so starken Körpers in meinen Armen, wie sie gegen mich lehnte und ihre Hände in meinen Nacken gelegt hatte… Ich fühlte die Berührung immer noch. Verdammt, ich würde mit ihr reden müssen. Aber ohne, dass uns alle Augen folgten. Ich hoffte nur, dass sie gleich auch reden wollen würde, dann könnten wir vielleicht ein Stück hinausreiten oder so, damit wir allein wären. Nur sie und ich….
Falke
|