RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum
"Du bist ein Witwer, werter Plautius Seneca?", unverheiratete Leute "von Einfluss" regten Saturninus Sinn für Ehestiftungen an.
Ob er eine Gattin suchte? Das konnte man schlecht noch vor der Vorspeise fragen.
Vielleicht würde er ja Cousine Stella heiraten wollen. Bildhübsch und gebildet war sie, und von höherem Stand als der Plautius, nur eben mit einem äußerst sturen Charakter gesegnet. Aber Plautius schien schon durch seine Verblichene durch die entsprechende Schule gegangen sein:
"Dein Verlust tut mir sehr Leid. Unter uns gesprochen ist eine stoische Geisteshaltung gegenüber dem weiblichen Geschlecht die einzig angebrachte. Sonst würden die Frauen einen mit ihren maßlosen Forderungen nur auf der Nase herumtanzen. - Unsere geliebten weiblichen Verwandten sind von dieser Bemerkung natürlich ausgenommen. Da ist ein jede ein Ausbund an Tugend.
Nein, es gibt heute keine Muscheln. Nur Käse, Brot, Kuchen und Pasteten. Puls mit Gemüse, wenn du magst"
Die beiden Serviersklaven warteten auf den Wink, was sie vorlegen sollten. Mittlerweile waren die Platten mit Pasteten, Brot und Käse eingetroffen. Scaevus jedoch lächelte Leander, den er wieder erkannte, entzückt über das Wiedersehen an.
Das Geschenk, welches der Plautiersklave getragen hatte, und welches der Rechtsgelehrte nun überreichte, freute Saturninus außerordentlich:
"Ein aktuelles Werk über die Eroberung von Jerusalem! Frisch kopiert, sozusagen, vielen, vielen Dank. Du wirst nicht glauben, wie schwierig es hier ist, an neue Lektüre zu gelangen. Jede Schriftrolle muss man sich aus Londinium kommen lassen. Die Kelten lesen ja nichts. Flavius Josephus? Nie gehört, aber dass wird sich dank dir jetzt ändern.
Möchtest Du vom Mulsum? Das hilft gegen Gliederreißen durch das hiesige Klima. Ich gestehe, dass ich etwas neugierig bin: Weshalb hast du Iscalis als Wohnsitz gewählt? Nicht dass ich unser Städtchen schlecht reden würde. Doch normalerweise ist es kein Anziehungspunkt für Gelehrte. Das kulturelle Leben ist mau. Kein Theater, keine öffentliche Bibliothek, keine Lesungen"
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