RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum
War mir mein Haus schon zu groß, war das hier wohl eine halbe Weltreise. Ich hoffte nur, der Statthalter entdeckte nicht auch noch seine Liebe für Rechtsgeschäfte. Wobei, der sollte sicher im fernen Londinium sitzen. Eben deshalb war ich ja nicht in die Provinzhauptstadt gegangen sondern so weit weg vom Schuss, wie es möglich war, ohne auf grundlegenden Komfort zu verzichten. Aber nach Atrium und Peristyl kamen wir dann zu einem hübschen Raum, der mit gut gepolsterten, kleinen Klinen ausgestattet war, wo mir auch gleich Platz angeboten wurde. Ich sah mich kurz angemessen bewundernd um – das alles hier musste ein Vermögen gekostet haben! Achwas, zwei Vermögen! - und streifte die Sandalen wieder ab, ehe ich es mir mit ein wenig meinem Alter angemessenem Ächzen auf der Kline bequem machte. “Du weißt gar nicht, wie sehr du mir entgegen kommst damit, werter Furius Saturninus. Meine Gemahlin, Proserpina bewahre sie sicher“ – am besten unter Verschluss, damit sie mich nicht im Jenseits dereinst weiter nervte – “hatte immer eine Vorliebe für diesen Unfug wie Lerchenzungen und Otternasen und was es nicht alles gibt, während ich versuchte, mich in stoischer Genügsamkeit zu üben. Solange es also keine Muscheln sind, bin ich mir sicher, dass einfach und nahrhaft genau das richtige sein wird.“ Auch wenn mir schwante, dass die patrizische Vorstellung von einfach und nahrhaft immer noch luxuriöser sein würde, als das Thermopolium an der Ecke.
“Wenn du erlaubst, ich habe dir auch ein kleines Geschenk mitgebracht. Leander? Lea.. ah, da bist du.“ Ja, Leander hatte mich genötigt, etwas zu schenken, also hatte er es auch zu tragen gehabt. Ich ließ mir also von ihm die dicke Schriftrolle anreichen, damit ich sie auch gleich an unseren gastgeber weiterreichen konnte. Immerhin bekam er das Geschenk von mir und nicht von meinem Sklaven. Sowas gehörte sich nicht, höchstens, dass er sie hielt, weil das Ding war dick und damit nicht grade leicht.
“Eigentlich wollte ich dir etwas schenken, das deiner Liebe zum Rechtswesen entgegenkommt. Da ich aber keine Ahnung hatte, was du schon besitzt und was nicht, habe ich doch beschlossen, dir stattdessen etwas neues mitzubringen. Der Autor heißt Flavius Johannis“ “Josephus“ “Flavius Josephus. Ein Freigelassener von Vespasianus Augustus, der über die Eroberung von Jerusalem geschrieben hat. Es war gerade erst frisch veröffentlicht, als ich Rom verließ, also hoffe ich, dass du es noch nicht kennst.“ Ich hatte keine Ahnung, ob den Furier die Eroberung von Jerusalem auch nur so ein bisschen interessierte. Aber irgendwas, das im Bezug zum Kaiser stand, musste quasi per Gesetz erst einmal gut gefunden werden, und damit konnte man eigentlich keine größeren Fettnäpfchen erwischen. Außerdem waren Bücher teure Geschenke, also konnte man damit auch nicht als knausriger Gast gelten.
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