RE: Einzug
So langsam nahm das hier wohnliche Gestalten an. Ich hatte keine ahnung, wie der Rest des Hauses im Moment aussah, da ich mich in die Bibliothek verkrochen hatte und meine Pfeife angesteckt hatte, so dass schon bald der Geruch nach Kräutern und Hanf durch den kalten Raum waberte. Außerdem hatte ich mir eine Decke bringen lassen. Ich war zwar nicht verweichlicht, aber bis das Feuer lief und hier alles geheizt war, war es hier kalt und nass und ich wollte nicht krank werden.
So saß ich also auf meinem Lieblingssessel und sah zu, wie um mich herum Regale errichtet wurden und langsam befüllt wurden. Natürlich nicht ohne meine gutmeinenden Anweisungen. “Nein, doch nicht dorthin, das muss nach da drüben!“ "Du kannst doch nicht den Archimedes neben Aruleius Caelius Sabinus stellen?!" "Sind das die Bücher über das Pontificalrecht von Ateius? Nein, nicht jetzt, bring sie dorthin. Und die Schriftrolle dort zu mir!“
Ich vertrieb mir die Zeit ein wenig mit dem guten, alten Cicero, der zwar kein so rühmliches Ende hatte und auf der falschen Seite der Geschichte gestanden hatte, dessen Reden gegen Verres aber doch für einen Rechtsanwalt sehr unterhaltsam waren. Ich war noch nicht weit gekommen und las gerade nochmal die ergreifende Geschichte des Römers, den Verres aus Gewinnsucht hatte kreuzigen lassen – ein juristisches Fressen! - als Leander hereinkam und missbilligend auf die Pfeife guckte. “Du bist schlimmer als mein Weib, weißt du das?“ brummelte ich und nahm erst recht einen paffenden Zug.
“Ich mag den Geruch nicht, gebe ich zu“, meinte er und kam ohne Aufforderung näher. Ich gestattete ihm definitiv zu viel Freiheiten. “Ich werde morgen versuchen, eine Köchin zu finden, und mich erkundigen, wo man hier gute Sklaven kaufen kann.“
“Wofür das denn?“
“Naja, jemand muss auch kochen?“
“Ja, die Leute betreiben Thermopolia! Die wollen auch Geld verdienen, schonmal daran gedacht? Aber warum willst du Sklaven kaufen? Wir haben doch welche mitgebracht? Fünf, oder so.“ So genau hatte ich nicht nachgezählt.
“Ja, aber wir brauchen noch ein paar, insbesondere ein paar Frauen.“
Vor Schreck fiel mir fast die Schriftrolle aus der Hand. “Warum bei Minerva das denn?“ Ich war grade erst meinen undankbaren Töchtern und der Ehefrau entkommen, da wollte Leander mir wieder Weiber ins Haus bringen!
“Naja, für die Dinge, die Sklavinnen halt so tun? Putzen, Betten machen, in der Küche helfen...“
“Dir das Bett wärmen wohl eher… Gib es ruhig zu! Ich kenn dich alten Halunken! Ich will keine Frauen im Haus. Die sind nur anstrengend, heulen rum, kriegen Kinder und machen Dreck.“ Ich wollte mich grade wieder meiner Schriftrolle widmen, als ich merkte, wie Leander mich eindringlich anstarrte. Ich schaute zurück. “Nein hab ich gesagt! Das Gekicher und Getrappel stört meine Konzentration! Wenn du Druck hast, geh wie jeder vernünftige Mann ins Lupanar!“ So schwer war das doch nicht und er bekam doch genug Geld.
“Aber manche von den anderen wollen feste Partnerinnen. Und außerdem ist der Umgang freundlicher, wenn Frauen anwesend sind.“
“Ach, pah, Umgang. Sollen sie sich halt Mädchen suchen, das interessiert mich nicht. Aber doch nicht hier im Haus!“ Leander guckte immer noch so. Sturer Bock. “Ich will nicht gestört werden bei meinen Studien und beim Schreiben, hörst du?“
“Wirst du nicht“ sagte er, und ich hatte das Gefühl, dass hier bald einige hübsche, knackige Hintern durchs Haus hüpfen würden und sehr wohl ablenken würden.
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