RE: Das Tablinum
Ein Zehntel Wein, was für eine Verschwendung. Aber Balventius wollte sich nicht nachsagen lassen, er sei ein schlechter Gastgeber. Der Medicus bekam sein Gesöff und durfte auf der Liege Platz nehmen, die übrig war. Qualitativ gab es da keine Unterschiede, Balventius musste nicht damit angeben, dass seine Liege als einzige vergoldet war oder sowas...
"Nun, das klingt ja beinahe, als sei der Kaiserhof integer. Das klingt so völlig anders, als was die Leute sonst so erzählen, oder? Aber hier draußen sind wir ohnehin zu weit ab vom Schuss, als das man aus skandalösen Geschichten Vorteile ziehen könnte, also sei es dem Kaiser gegönnt, einmal nicht stets im Mittelpunkt der Gerüchte zu stehen.
Die zuständige Sklavin brachte ihnen den Wein, beziehungsweise die Suppe für Flavianus und verzog sich dann wieder, um die Herren ihre Geschäfte besprechen zu lassen. Balventius hieß den Medicus noch, sich die Probanden für seine Experimente selbst auszusuchen und schloss das Thema für den heutigen Tag ab. Er musste sich noch viel überlegen, heute jedoch hatte er keine Lust dazu.
"Ich muss gestehen, es fällt mir schwer zu glauben. Es muss furchtbar langweilig sein, sich nicht einfach mal betrinken zu können. Bei den meisten Anlässen ist das die einzig versöhnliche Eigenschaft des Abends", erlaubte er sich schließlich den Witz. Er lotete Flavianus' Willen und Fähigkeit zum Smalltalk aus.
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