RE: Ablenkungen
Er sah mich an, und zwar nicht auf die verstohlene Art. Nein, er schaute ganz offen an mir rauf und runter und bemühte sich noch nicht einmal, es zu verbergen. Trotzdem klang sein Ton jetzt nicht gerade interessiert, als er mich ansprach. Aber gut, sowas kannte ich. Das hieß nicht, dass es nicht dennoch zum Ziel führen konnte. Und da er mich schon direkt angesprochen hatte, nutzte ich die Gelegenheit und schlenderte näher.
“Weiß ich nicht, kannst du?“ fragte ich leicht neckend zurück und besah mir den Stand, an dem er stand.Ein Weinhändler. Hm, nicht unbedingt mein Fachgebiet, aber doch nicht allzu unbekannt. “Gibt es hier denn etwas trinkbares, das du empfehlen könntest? Ich weiß nicht, es wird wohl keinen Falerner geben, oder gar einen Surrentiner. Aber vielleicht einen Sabiner? Oder was trinkt man hier so?“
Ja, damit hatte ich wohl erlesenen Geschmack zumindest mit Worten demonstriert, wobei das ja nichts heißen musste, wie ich selber nur zu gut wusste. Aber zumindest war ich jetzt ein gutes Stück näher an ihm dran, auch wenn sein wandelndes Muskelpaket schon die Schultern straffte, als erwarte er, dass ich ein Messer zückte. Sowas albernes. Ich wollte Geld verdienen. Gut, das taten Mörder auch, aber in diesen Schuhen konnte ich wohl kaum schnell genug wegrennen.
|