RE: Ankunft im neuen Leben
“Ich glaube schon“, quietschte ich vergnügt und drängte mich zur Tür zusammen mit allen anderen. Draußen angekommen stand ich einen Moment nur aufgeregt herum und schaute, als meine Mutter auch schon anfing, Anweisungen zum Abladen zu erteilen. Musste sie denn immer so unglaublich praktisch sein? Konnten wir nicht einen Moment genießen?
Ich ging schon einen Schritt zu einem der nachfolgenden Wagen, als ich es mir anders überlegte und Narcissus kurzerhand am Arm zog. Ich sah schon die strafenden Blicke hinter mir, aber das war mir egal. “Ich will nur kurz gucken, wir sind gleich wieder da!“ rief ich meiner Mutter und Opa zu, während ich Narcissus auch schon sehr bestimmt mit mir zum Eingang des Hauses zog und die wirklich schwere Eichentür öffnete. Ja, wir hatten auf eine stabile Tür bestanden, aus Erfahrung brauchte ein Lupanar sowas, aber trotzdem musste ich halbe Portion mich ordentlich nun dagegen stemmen, um hineinzukommen. Aber es war die Sache sowas von wert.
Drinnen kam erst ein kleines Vestibül, wie es sich gehörte und welchem ich nicht nähere Aufmerksamkeit schenkte, und dann ein riesiges Atrium! Ich quietschte gleich nochmal laut und vergnügt, so dass es in dem leeren Raum hallte. Ein richtiges Freudentänzchen führte ich auf, ehe ich Narcissus um den Hals fiel. “Wie findest du’s? Es ist toll, oder?“
Ich war so aufgeregt, ich hielt es nicht einmal in seinen Armen lange aus, ehe ich mich wieder herumdrehen musste, um alles anzusehen. Es war noch kalt, weil natürlich noch niemand geheizt hatte. Der Heizraum war irgendwo weiter hinten, wenn ich die Pläne im Kopf hatte, beim Bad. Nein, falsch, bei den beiden Bädern, die mir versprochen worden waren, eins für’s geschäftliche und das Vergnügen, und eins nur für mich. Gut, für die anderen auch, aber nicht für Kunden.
“Hier hängen wir dann noch schöne Seide auf, und hier kommt eine große Feuerschale hin. Oh, und dort drüben ein paar Liegen. Was meinst du? Kannst du es dir vorstellen?“ Ich hüpfte schon wieder vor Aufregung. Meine Mutter würde wahrscheinlich schimpfen, dass ich mich nicht wie ein Kind aufführen sollte, aber grade freute ich mich wie ein kleines Kind. Es waren ja auch keine Kunden in der Nähe, also konnte ich auch ganz ich sein. Ich musste niemanden beeindrucken und niemanden verführen. Zumindest hoffte ich, dass ich Narcissus nicht mehr verführen musste, sondern ihn schon längst verführt hatte. Sicherheitshalber wendete ich mich doch nochmal ihm zu, fiel ihm um den Hals und gab ihm einen feurigen Kuss. “Ich kann’s kaum erwarten, wenn es fertig ist. Und ich will mit dir jeden einzelnen Raum ausprobieren“ schnurrte ich ihm entgegen und hoffte, dass es ihm wenigstens ein bisschen so ging wie mir.
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