RE: Das Tablinum
Gott, wie sein Blick an dem Jungen hing. Varro vergaß immerzu, dass Phyteas ebenso alt war wie er, doch hatte er sich eine Jugendlichkeit bewahrt, die den Vergleich mit jenen makellosen griechischen Statuen nicht zu scheuen brauchte. Wer immer dieses Prachtexemplar freigelassen hatte, war ein Narr. Und welch Verschwendung, bei solch Schönheit, eine solche Tätigkeit anzunehmen, wenn man das Denken offensichtlich nicht nötig hatte.
Varro hielt die professionelle Fassade nur mit Mühe aufrecht. Er wollte zu gern zu einem inoffiziellen Teil des Tages übergehen. Daher handelte er jetzt vielleicht etwas gegen seine Natur:
"Normalerweise bin ich ein Freund davon, Vorgänge zu verstehen. Ich bin der Meinung, dass man sich in meiner Stellung auskennen sollte. Doch fasse dich für heute kurz und teile mir das Ergebnis mit. Die ausführliche Fassung möchte ich bis nächste Woche verschriftlicht haben."
Dann konnte er sie sich wenigstens in Ruhe ansehen, ohne sich den Mann vor sich dauernd nackt vorzustellen, wie es sich für ihn gehörte. Götter, warum konnte er ihm nicht gehören wie ein Sklave?
"Also gut, ich bin für jedes Ergebnis gewappnet, solang wie sie nicht allesamt notschlachten müssen."
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